Kleines Wörterbuch des Krieges

Die Terrorgruppe

Unterstützer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) mit Fahne.
Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) mit Fahne. © AFP / TAUSEEF MUSTAFA
Von Hans-Joachim Lenger · 10.09.2014
In der Neuzeit wurde das Wort "Terror" mit der Französischen Revolution erstmals zu einem politischen Begriff. Heute können Terrorgruppen sogar transnationalen Charakter annehmen - wie die "Al Kaida".
Terrorgruppen, lat. von terror, Schrecken, zeichnen sich durch den dauerhaften Einsatz extremer Gewalt aus, die keiner erkennbaren Systematik gehorcht. Die Willkür von Terroranschlägen setzt traumatische Wirkungen frei, die bei den Opfern für dauerhaften Schrecken sorgen. Bombenattentate versetzen den Alltag dann in fortwährende Angst, allzeit mögliche Entführungen oder Morde lassen jede Lebensregung als bedroht erscheinen, terroristische Großangriffe wie die auf Wolkenkratzer traumatisieren eine ganze Nation.
Terrorgruppen gelten als äußerster Gegensatz zu staatlichen Strukturen, egal, ob sie autokratisch, autoritär oder demokratisch verfasst sind. Einst sollte die Staatskonstruktion als solche den Schrecken irregulärer Gewalt beherrschbar machen. Dazu diente das staatliche Gewaltmonopol, das den Untertanen für ihren Gewaltverzicht Schutz und Frieden gewähren sollte. Wo sie sich dagegen auflösen oder gestürzt werden, erst recht, wo sie mit allen Mitteln um ihren Erhalt kämpfen, setzen staatliche Strukturen allerdings selbst Formen irregulärer Gewalt frei. Bereits in der Vergangenheit konnte sich diese Gewalt zu terroristischen Formen steigern. In der Neuzeit wurde das Wort "Terror" mit der Französischen Revolution erstmals zu einem politischen Begriff.
Religiöse Dogmen und archaische Gesetze
Im Zeichen der sogenannten Globalisierung gewinnen Terrorgruppen auch international an Bedeutung. Die Macht ökonomischer Konsortien, frei flottierender Finanzkapitalien und weltweiter Wirtschaftskriege entzieht den Staaten ihre Souveränität und Handlungsfähigkeit. Dies findet im Phänomen von failed states, "gescheiterter Staaten", seinen markantesten Ausdruck. Terrorgruppen stoßen dann in ein entstehendes Machtvakuum, um einen neuen, zumeist postpolitischen Raum zu eröffnen. Sie berufen sich etwa - wie die militärische Terrororganisation "Islamischer Staat" - auf religiöse Dogmen und archaische Gesetze.
Oder nationalistische Gruppen operieren im Namen mythischer Begriffe wie Boden, Blut, Rasse oder Abstammung. Wo sich Terrorgruppen mit hoch entwickelten Formen der Kommunikation, des Verkehrs, der Wissenschaft und Technologie ausrüsten, können sie - wie "Al Kaida" - sogar transnationalen Charakter annehmen und Formen eines weltweiten Terrorismus ausbilden.
All dies wirkt tief greifend auf staatliche Strukturen und ein noch bestehendes Völkerrecht zurück. In asymmetrischen Kriegen gegen Terrorgruppen werden die Staaten nämlich selbst vom Geist terroristischer Aktionen erfasst. Militärische Spezialkommandos, Söldnertruppen, Drohnenkriege oder systematische Folter verdoppeln dann die Logik der Terrorgruppen. Damit bilden sich neue Formen eines Staatsterrorismus aus, der vom Terror irregulär operierender Gruppen immer weniger unterscheidbar wird. Nicht zuletzt darin besteht die Hoffnung von Terrorgruppen, letztlich siegreich zu bleiben und das Gesetz des Terrors zu universalisieren.
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