Kleine Geschichte des Papamobils

Wie der Papst sich fortbewegt

Papamobil
Das Auto von Papst Franziskus, im Hintergrund ein Papamobil © Jan-Christoph Kitzler
Von Jan-Christoph Kitzler · 11.08.2016
Bilder vom Papamobil kennt jeder. Doch wie bewegte sich der Papst früher fort? Eine Ausstellung der Vatikanischen Museen gibt interessante Einblicke in die Geschichte der päpstlichen Mobilität.
Jahrhundertelang waren die Päpste nicht etwa in der Kutsche unterwegs, sondern zu Pferde. Das galt als einem Herrscher angemessen. Regelmäßig mussten die Päpste durch ihre Stadt, durch Rom reiten. Der erste fahrbare Untersatz, eine gewaltige Gala-Kutsche, wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts angeschafft. Man kann sie heute in den Vatikanischen Museen bestaunen.
Etwas abseits von der berühmten Sixtinischen Kapelle oder den Stanzen Rafaels werden Papstfahrzeuge aller Art aufbewahrt, auch die Kutschen hat Sandro Barbagallo, der Verantwortliche für die Historische Sammlung der Museen, hier ausgestellt. Die Fahrzeuge erzählen Papstgeschichte auch zu Zeiten, als die Päpste fast gar keine Fahrzeuge brauchten:
"Alles geht so weiter bis 1870, als Rom von den italienischen Truppen erobert wird und der Papst im Vatikan eingesperrt ist. Er kann nur aus den Palästen in die Vatikanischen Gärten. Und das Kuriose ist, dass 1892/93 ein Gesandter der Brüder Lumiere als erster einen Papst filmt, während der genau in dieser Kutsche unterwegs ist."
Kutsche des Papstes
Ein Papamobil aus der Zeit vor dem Autozeitalter© Jan-Christoph Kitzler
Schon 1903 hatte man Papst Pius X. ein Auto angeboten – aber er konnte damit nichts anfangen. Alles änderte sich erst nach 1929: Mit der Unterzeichnung der Lateranverträge waren die Päpste keine Gefangenen mehr, sondern wurden mobiler.
"Also 1929, als die Lateranverträge unterzeichnet werden, standen einen Monat darauf schon alle Autohersteller weltweit Schlange, um dem Papst ein Auto anzubieten, und um den Titel päpstlicher Lieferant einzustreichen. Das war eine enorme Werbung zu sagen: das Auto, was Du bei mir gekauft hast, ist das gleiche, was auch der Papst benutzt."
Das Rennen machte damals ausgerechnet ein Autohersteller, den es heute nicht mehr gibt: Pius XI. fuhr einen prächtigen Graham-Paige, besser gesagt: er ließ sich fahren. Drinnen saß er nicht einfach nur so – man hatte eine Art Thron in den Wagen gebaut.
Spätestens jetzt begann das Zeitalter der Papamobile. Irgendwann kamen dann auch die speziellen weißen Fahrzeuge in Mode, in denen der Papst auch für die Show bei öffentlichen Anlässen unterwegs war. Das Nummernschild ist bis heute immer SCV 1 – SCV heißt Stato die Città Vaticano, also Vatikanstadt.
Prächtige Karossen für den Papst
Prächtige Karossen für den Papst© Jan-Christoph Kitzler
Der deutsche Hersteller Mercedes war lange Zeit besonders gut im Geschäft, Johannes Paul II. liebte seinen SEL und auch Benedikt XVI. bekam alle paar Jahre das neuste Modell geliefert. Doch mit Papst Franziskus hat sich das gründlich gewandelt:
Papst Franziskus: "Es tut mir weh, wenn ich einen Priester, eine Schwester mit einem nagelneuen Auto sehe, das geht nicht. Das Auto ist nötig zum Arbeiten, für den Transport, aber nehmt doch ein bescheideneres Auto!"
Die Folgen sieht man auch in den Vatikanischen Museen: das Auto, das hier allen anderen noblen Karossen die Show stiehlt, ist ein alter, weißer R4, sagt Sandro Barbagallo:
"Der wurde von einem Priester aus Verona benutzt und sollte nach 300.000 Kilometern verschrottet werden. Aber er hat beschlossen, dem Papst zu schreiben und ihm seine Geschichte zu erzählen, und dass er auf seinen Fahrten immer in diesem R4 unterwegs war – und er bot ihn als Geschenk an. Und der Papst war nicht nur bewegt, als er diesen Brief gelesen hat, hat nicht nur das Geschenk angenommen, sondern gleich beschlossen mit diesem Auto eine Runde in den Vatikanischen Gärten zu drehen."
Inzwischen haben sie dem alten Auto auch das berühmte Nummernschild verpasst: SCV1.
Papst Franziskus benutzt heute meist irgendein halbwegs unscheinbares Auto. Die Zeiten der großen, luxuriösen Karossen, sie ist auch im Vatikan ein Fall fürs Museum.
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