Klazzbrothers & Cuba Percussion

Geglückte Fusion: TangomeetsCuba

Die Klazzbrothers bei einem Auftritt im Jahr 2006.
Die Klazzbrothers bei einem Auftritt im Jahr 2006. © dpa / picture alliance / Thomas Lehmann
Von Jutta Pettermann · 08.12.2016
"TangomeetsCuba" ist das neueste Fusionsprojekt der Klazzbrothers & CubaPercussion. Der deutsch-kolumbianische Pianist Bruno Böhmer hat mit uns über die vielen Herausforderungen bei der Aufnahme gesprochen.
"Es ist nicht so, dass es unbedingt zusammenpasst und wir sind eigentlich der Meinung, dass es viele vor allem beim Zuhören überraschen wird. Wir nehmen Bekannte Sachen und tun Unerwartetes damit, aber mit den bekannten Melodien."
Der Pianist Bruno Böhmer Camacho zu der – zugegeben - ketzerischen Frage, ob ein Tango-Cuba Projekt nicht doch ein wenig arg naheliegend gewesen sei. Denn seit 16 Jahren produzieren die Klazzbrothers und Cuba Percussion in schöner Regelmäßig- und Erwartbarkeit CDs wie KlazzmeetsCuba I und II, Symphonic Salsa, Opera meets Cuba, Mozart meets Cuba etc..
Wenn Tango auf Cuba trifft, darf im Konzept der Klazzbrothers & CubaPercussion "La Cumparsita", der wohl bekannteste aller Tangos, natürlich nicht fehlen, genauso wenig wie Stücke von Carlos Gardel oder Astor Piazzola.
Dessen Libertango ist von den Klazzbrothers & Cuba Percussion wie eine Suite arrangiert, mit vielen Veränderungen. Sein existenzieller Charakter wird ziemlich fiebrig auf TangomeetsCuba. Die fünf Musiker gingen ohne jede Expertise, aber mit viel Affinität an den Tango heran, erzählt der deutsch-kolumbianische Pianist Bruno Böhmer Camacho:
"Ich als Spieler hatte immer Lust, das irgendwann mal richtig anzugehen, in Kolumbien hat man eigentlich in Medellin eine sehr große Tangoszene, ich war als Kleinkind schon mit Tango in Verbindung, so ganz weit ist es nicht, aber wir hatten keinen Tangospezie, jetzt fühlen wir uns ein bisschen besser im Bereich."

Untröstliches Liebesleid

Aber der Tango war sperrig, wollte sich nicht so an Salsa, Danzon oder Son schmiegen, wie es die Klazzbrothers von ihm erwartet hatten. Schließlich sind die Themen wie Schmerz und untröstliches Liebesleid in beiden Musikwelten zu Hause und auch die Melodien waren nicht das Problem. Aber die Tempowechsel und die Rhythmik machten die Fusion schwer.
"Es gibt ein Tempo, was mit einem kubanischen Danzon sehr sehr gut passend ist, ba ba ba ... Dort habe ich gesucht was gibt’s kubanisches was dort immer noch die Leidenschaft behält, aber trotzdem wieder kubanisch klingt und da habe z.B. ich einen Danzon gefunden, der geht... dum tra tra tra dumm da da di tra tra... da da da di... dort findet man wieder Affinität und so eine Prozess wie ich jetzt gerade gegangen bin, bin ich durch mehrere Rhythmen gegangen bis man genügend gefunden hat für die Mischung."
Die Mühsal, die Ausdauer haben sich am Ende gelohnt. Die unermüdlichen Fusionierer haben auch unbekanntere Tangokomponisten aufgespürt. Den Tangopionier Angel Villoldo etwa, der nur echten Aficionados etwas sagen dürfte oder den Holländer Arie Maasland. Dessen "Ole Guapa" gerät den Klazzbrothers zu einer fulminant zackigen Tangoversion, die nur momenteweise weich wird und wunderschön zerfließt. Die Klazzbrothers setzen beim Tango nicht nur auf die etwas überstrapazierte Melancholie, sondern zeigen seine Inbrunst, sein Feuer, seinen Stolz.

Brillantes und präzises Spiel

Das alles strahlt durch das brillante, präzise Spiel, das alle Gefühle und Stimmungslagen zu vermitteln vermag. Hingebungsvolle, lässige, dramatische, gewitzte und auch introvertierte Momente lassen sich erleben beim Hören von TangomeetsCuba. Sie hätten sich vor allem an den Tänzern orientiert, bei ihrer Interpretation, sagt Bruno Böhmer Camacho. An dem, was sie fühlen beim Tanzen sowohl beim Tango als auch bei Salsa, Son oder Danzon.
Für den scheinbar authentischen Tango-Touch sorgt klanglich ein osteuropäischer Verwandter des Bandoneons, das Bajan, ein chromatisches Knopfakkordeon gespielt vom Gastmusiker Alexander Pankov. Doch die Klangfarbe ist etwas anders, als bei dem Tangoinstrument schlechthin.
"Ich nenn das einfach so‘n Dreck beim Bandoneon, was mir am Anfang gefehlt hat. Ich meine, Tango wird sowohl mit Bandoneon als auch Akkordeon gespielt, und dann haben wir uns für Akkordeon entschieden, weil da mehr technische Möglichkeiten zur Verfügung standen."

Bei stilistischen Zuordnungen großzügig

Unterm Strich scheinen den Klazzbrothers bei TangomeetsCuba die gewohnten Klassikattitüden ein wenig abhandengekommen zu sein. Aber bei stilistischen Zuordnungen sind sie großzügig und da fällt der Mangel an Elementen klassischer Musik dann gar nicht mehr auf.
"Wir sehen Tango relativ nah zur klassischen Musik. Nur wenn man jetzt die Art des Spielens betrachtet auf der Seite vom Kontrabass, der hauptsächlich streicht und auch die Agogik, die im Tango stattfindet, die ist auch sehr klassisch."