Von Purcell bis Britten

Gesänge von der Insel

Der britische Komponist Benjamin Britten am 14. April 1953 in London.
Der britische Komponist Benjamin Britten am 14. April 1953 in London. © picture alliance / dpa / Central Press
09.07.2014
Elegische Sanftheit, skurriler Witz: John Mark Ainsley, einer der bedeutendsten englischen Tenöre, präsentiert in Stuttgart Lieblingslieder aus seiner Heimat, unter anderem Brittens Canticle I.
Englisch versteht jeder – irgendwie zumindest. Aber England verstehen wahrscheinlich nicht einmal die Engländer selbst, und schon gar nicht die Deutschen. Das betrifft nicht nur die Cricket-Regeln, das Wahlrecht und die Sache mit dem warmen Bier, sondern auch und gerade die Musik.
Ein Buch mit dem Titel "Das Land ohne Musik. Englische Gesellschaftsprobleme" von Oscar Schmitz gehörte vor einem Jahrhundert zu den Beststellern in Deutschland, und noch heute ist aus manchen deutschen Musikkritiken ein leicht abschätziger Unterton herauszulesen, wenn es um Edward Elgar, Ralph Vaughan Williams und andere englische Komponisten geht.
Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart gehört schon ihrem Namen nach zu den Hüterinnen des deutschen, genauer gesagt: deutschsprachigen Kunstliedes, aber gerade sie bemüht sich darum, auch andere Liedkulturen zur Geltung zu bringen, um den großen Reichtum dieser intimen Gattung zu demonstrieren.
Texte von Heine bis Shakespeare
Der Liederabend von John Mark Ainsley ist ein Paradebeispiel dafür: Bekanntes von Mendelssohn und Brahms wird mit weniger Bekanntem von Britten, Tippett und anderen englischen Komponisten verbunden. Die gründliche Auswahl aus verschiedensten Liedzyklen rückt dabei zwei Dichter in den Mittelpunkt: Die deutschen Lieder basieren auf Heinrich Heine, die englischen Lieder – obwohl allesamt aus dem 20. Jahrhundert – auf William Shakespeare.
John Mark Ainsley, zu dessen größten Erfolgen die Hauptrolle in der legendären Janáček-Produktion "Aus einem Totenhaus" von Patrice Chéreau und Pierre Boulez gehört, sollte in Stuttgart eigentlich von Malcolm Martineau am Klavier begleitet werden. Der erkrankte jedoch und wurde kurzfristig von seinem Schüler James Baillieu vertreten, der das Programm mit kleinen Änderungen spontan übernehmen konnte und so erstmals mit John Mark Ainsley auftrat.
Staatsgalerie Stuttgart, Vortragssaal
Aufzeichnung vom 29.06.2014
Henry Purcell
Arie "Music for a while", bearbeitet für Tenor und Klavier von Benjamin Britten
Benjamin Britten
"Canticle I" für Tenor und Klavier op. 40
Henry Purcell
Arie "Sweeter than Roses", bearbeitet für Tenor und Klavier von Benjamin Britten
Felix Mendelssohn Bartholdy
Lieder für Singstimme und Klavier aus verschiedenen Werkzyklen
Johannes Brahms
Lieder für Singstimme und Klavier aus verschiedenen Werkzyklen
Michael Tippett
"Songs for Ariel" für Tenor und Klavier
sowie einzelne Lieder von Francis Poulenc, Roger Quilter, Ralph Vaughan Williams und Peter Warlock
John Mark Ainsley, Tenor
James Baillieu, Klavier