Klangexperimentatoren und Improvisateure

Von Malgorzata Jedruch-Wlodarczyk, Übersetzung: Jakub Kukla · 12.05.2011
Karol Szymanowski (1882-1937), einer der herausragendsten polnischen Komponisten, schrieb im Jahre 1932: "Es geht nicht darum, sich von technischer Einfachheit leiten zu lassen und simpel zu komponieren. Jeder Künstler weiß, dass man sich ständig hohen Ansprüche stellen, immer mehr von sich selbst erwarten soll.
Anderenfalls verfällt man bald in modernistische Floskeln, so wie man einst in akademische Floskeln verfallen ist. Auch mit der modernsten Sprache kann man in Banalitäten verfallen. Man muss hart mit sich selbst verfahren. Es wird eine Zeit kommen, in der auch der informierte Laie eine aus dem Inneren kommende Sprache von oberflächlichen und sekundären Erscheinungen wird unterscheiden können". Diese Worte treffen sowohl auf den Schaffensprozess des polnischen Quartetts "Kwadrofonik" als auch auf die künstlerischen Resultate seiner Arbeit zu.

Geht es um Kwadrofonik, müssen drei wichtige Namen, drei Meister des 20. Jahrhunderts, unbedingt genannt werden: Béla Bártok (1881-1945), Karol Szymanowski (1882-1937) und Igor Strawinsky (1882-1971). Die drei sehr unterschiedlichen Komponisten haben in verschiedenen Klangwelten gelebt und entstammen anderen musikalischen Traditionen, waren sich im gewissen Sinne aber doch sehr ähnlich, einerseits durch die offene Haltung gegenüber den neuesten Musik-Trends, andererseits durch die Verankerung in der eigenen musikalischen Tradition. Deshalb klingen in ihrem Schaffen die Zitate aus der jeweils eigenen Kultur sehr universell und ihre Werke gehören zum kulturellen Erbe.

Die Einflüsse aus der Volksmusik wurden für die musikalische Arbeit von "Kwadrofonik" mit der Zeit immer wichtiger. Die Musiker des Warschauer Quartetts suchen nach Volksmusik in ihrem natürlichen Klanggewand, sie legen die formale Basis der Musik frei, und versuchen, eine moderne Sprache für sie zu finden. Der polnische Komponist Cezary Duchnowski schrieb einmal: "Die wahre Volkstümlichkeit, in der unsere Wurzeln tief verankert sind, ist die Quelle einer kosmischen Inspiration und eine Anregung für eine persönliche, moderne, künstlerische Aussage." Diese Worte treffen auch auf die Musikauffassung von Kwadrofonik zu. Volkstümlichkeit und dazu Frederic Chopin: universell und erzpolnisch zugleich, mit einem genialen Gespür für Improvisation.

Chopins Musik wurde für Kwadrofonik zu einer Quelle der Inspiration, zu einem Beispiel für perfekte Formgebung und klassische Schönheit. Auch Kwadrofonik improvisiert und experimentiert mit Klängen, um die Möglichkeiten zu entdecken, die in zwei Klavieren und Schlaginstrumenten enthalten sind. "Durch die Improvisation entdecken wir neue interessante Klangfarben, die uns oft selbst zum Staunen bringen. Durch diese Versuche entwickeln wir unsere Empfindsamkeit und erforschen Klänge, nach denen wir intuitiv gesucht haben. Wir wollen jedes Instrument maximal ausnutzen. Das Instrument ist ein Werkzeug, das uns ermöglicht, unsere musikalischen Visionen erklingen zu lassen. Im Konzert stellen wir dem Publikum fertige Kompositionen vor, dann gibt es nur wenig Freiraum für Abweichungen" (Magdalena Kordylasińska-Pękala).

In der Musik von Kwadrofonik finden sich auch Einflüsse von Filmmusik, "Minimal Music", Musik von Popstars wie Madonna und eine Fülle der verschiedensten klanglichen Anregungen. All diese Einflüsse sind derselben Idee untergeordnet: interessante und überzeugende Musik zu kreieren.
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