Klamauk

Bajuwarischer Monty Python

Filmszene aus dem Kinofilm "Und Äktschn!" von und mit Gerhard Polt (rechts).
Filmszene aus dem Kinofilm "Und Äktschn!" von und mit Gerhard Polt (rechts). © dpa / picture alliance / Majestic Filmverleih
Von Laaf Überland · 02.02.2014
Nach zehn Jahren bringt der Kabarettist Gerhard Polt wieder einen Kinofilm raus. Er handelt vom kleinbürgerlichen Mief in der Provinz - und vom Versuch eines mittellosen Mannes, "Adolf Hitler privat" zu verfilmen.
Eine bayrische Grenzstadt, trostlose Provinz, und Hans A. Pospiech ist finanziell am Ende: Seine Frau hat ihn aus dem Haus geschmissen, er lebt und arbeitet jetzt in der Garage. Gerhard Polt spielt den mittellosen, aber selbstgefälligen und unbelehrbaren Blogger und Hobbyfilmer, der für seinen Lebensunterhalt den Weltkriegs-Nachlass seines Vaters via Internet an einen besessenen Nazi-Devotionaliensammler aus der Schweiz verhökert.
"Das ist der Handschuh, den der Paulus in Stalingrad gehabt hat. – Der Handschuh vom General Paulus?!"
Aber da hat der der Chef der Sparkassenfiliale eine supermoderne Idee: Er schreibt einen Filmwettbewerb aus, dessen einziger Gewinner eben dieser Pospiech sein wird, der mit dem Preisgeld dann seine Schulden bei der Bank bezahlen kann.
" Ja, ich habe eine Idee, eine Win-Win-Strategy, Sieg, Sieg auf ganzer Linie, eine Boomeranging-Strategy!"
Und jetzt – der "Atem der Geschichte" in dieser Gegend nahe dem Obersalzberg legt das nahe - will Pospiech plötzlich - "Hitler als Mensch" verfilmen.
"Ich will, dass die Wahrheit ans Licht kommt, und dann - die Wirklichkeit, die verblasst dagegen. Aber das hat meine Frau nie verstanden."
Stattdessen helfen ihm: der Musikalien-Händler Fleischbauer, der widerwillig den privaten Führer spielt, und Hobbyhistoriker Brunnhuber, der irgendwie ein Nazi-Fan ist, dann Maximilian Brückner als sein Neffe Alfons, auch so ein fröhlicher Loser. Sein Gegenspieler ist der missgünstige, abgehalfterte Immobilienmakler Nikolaus Paryla, und Gisela Schneeberger funkelt als Kneipenwirtin, die die Eva Braun spielt. Frisch geschieden und wie ein aufgekratzter Backfisch verlangt sie mehr Energie von ihrem Adolf:
"Weil so ein Waschlappen war der Hitler auch wieder nicht. Immerhin hat dieser Mann einen Weltkrieg hervorgebracht. - Also gut. Wenn ich sage, ich will keinen Zwetschgendatschi, dann will ich keinen Zwetschgendatschi!"
Sprachwitz, Kalauer und Schenkelklopfer
"Und Äktsch'n" ähnelt eher einem bajuwarischen Monty Python als deutscher Comedy oder intellektuell grundierter Kinosatire. Die Grundkonstellation ist grandios – allerdings wird daraus bei Polt kein Feuerwerk, sondern eine melancholisch entschleunigte Perlenschnur aus feinem Sprachwitz, Kalauern und Schenkelklopfern. Und man muss diese mittelmäßigen Kleinbürger mögen, aber sonst kann man Polt-Filme ja sowieso nicht mögen.
Und in diesem hier geht es – neben den banalen Spießern und der seltsamen Figur Hitler privat - natürlich auch noch ums Filmen an sich, um den Niedergang des Kinos.
"Und Äktsch’n! – Ui, da schau einer an, da ist ja ein Regenbogen! – Lauter. - Ui, da schau einer an, da ist ja ein Regenbogen – Lauter - Ui, da schau einer an, da ist ja ein Regenbogen"
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