Kita-Streik

Nur Kindergärtnerin - das war einmal

Eine Erzieherin der Kindertagesstätte "Kirschblüte" hängt in Schwerin ein Streik-Plakat an den Eingang der Einrichtung.
Auch diese Kindertagesstätte in Schwerin wurde bestreikt - jetzt gibt es Schlichtungsgespräche bei den Tarifverhandlungen © dpa / picture alliance / Jens Büttner
Hilde von Balluseck im Gespräch mit Dieter Kassel · 04.06.2015
Eltern können vorerst aufatmen: Im Kita-Streik haben sich die Konfliktparteien auf eine Schlichtung geeinigt. Im Unterschied zu früher seien ihre Kolleginnen sehr viel besser qualifiziert, betont die Erziehungswissenschaftlerin Hilde von Balluseck. Nach einem Studium dürfen sie sich Kindheitspädagogin nennen.
Die Tarifverhandlungen für kommunale Kita-Erzieher und Sozialarbeiter sind gescheitert. Beide Seiten einigten sich aber auf Schlichtungsgespräche. Von Montag an gehen die Erzieherinnen und Erzieher vorerst wieder normal zur Arbeit.
Der Kita-Streik habe der Öffentlichkeit klar gemacht, was diese Berufsgruppe eigentlich leiste, so die Erziehungswissenschaftlerin Hilde von Balluseck im Deutschlandradio Kultur:
"Es hat sich ja sehr, sehr viel verändert. Früher hieß es Kindergärtnerin. Heute heißt es schon Kindheitspädagogin, wenn ein Studium absolviert worden ist. Da sind ja enorme Qualifikationsunterschiede zu beobachten und auch enorme Anforderungen, die früher eben nicht gestellt wurden. Dem muss man irgendwo Rechnung tragen."
Neue Anforderungen an die Berufsgruppe
Für Erzieher gebe es heute umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen, etwa zur Förderung der Sprachentwicklung, sagte von Balluseck:
"Und das ist wichtig. Damit können soziale Unterschiede in der Kita zwar nicht ganz beseitigt, aber sie können doch zumindest gemildert werden. Das sind doch Aufgaben, das wünschen wir uns doch alle: Die Erzieherinnen, die sind vor Ort, die machen praktisch auch die ganze Integrationsarbeit mit Flüchtlingskindern ."
"Der Bund muss den Kommunen helfen"
Die Lösung von gesellschaftlichen Probleme dürfe nicht allein den Kommunen überlassen werden, kritisierte von Balluseck. Hier müsse der Bund einspringen::
"Wir hören ständig von sprudelnden Steuereinnahmen. Ja, bitteschön, dann gebt doch mal etwas rüber an die Kommunen, damit die ihre Aufgaben erfüllen können. Denn es sind die Kommunen, die jetzt auch die Flüchtlingsprobleme in den Griff kriegen sollen, die da unheimlich investieren müssen."
Die Erziehungswissenschaftlerin Hilde von Balluseck ist Chefredakteurin des Internetportals ErzieherIn.de.
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