Kirchenasyl als Theaterstück

Auf der Suche nach einem sicheren Hafen

Flüchtlinge in einer Kirche in Berlin-Kreuzberg
Flüchtlinge in einer Kirche in Berlin-Kreuzberg © imago/Christian Mang
Etienne Roeder über die Premiere von "Ultima Ratio" im Heimathafen Neukölln  · 17.04.2015
Ein Stück aus dem Leben von Asylsuchenden: Im Heimathafen Neukölln hat heute Abend die Live Graphic Novel "Ultima Ratio" Premiere. Sie beruht auf dem Schicksal eines somalischen Ehepaares, das vom Kirchenasyl in Neukölln erst einmal vor der Abschiebung gerettet wurde.
Ein Kirchenasyl-Fall in Neukölln als Live Graphic Novel: Im Heimathafen Neukölln in Berlin hat heute Abend "Ultima Ratio" von Lucia Jay von Seldeneck Premiere. Es geht um das Schicksal des somalischen Ehepaares Aliyah und Rooble. Es fand kurz vor seiner Abschiebung nach Italien in der St. Christophorus Gemeinde in Neukölln Zuflucht.
Unser Theaterkritiker Etienne Roeder hat kurz vor der Premiere mit der Autorin von "Ultima Ratio" gesprochen und sie nach der Motivation ihres Stückes befragt:
"Dass die Gemeinde Flüchtlinge aufnimmt, Kirchenasyl gibt, das war für mich auch neu. Und dann habe ich das gehört und wollte einfach wissen, wie das funktioniert. Was hat die Kirche eigentlich für Möglichkeiten, unsere Gesellschaft zu bewegen?"
Für die beiden schutzsuchenden Somalier war das Kirchenasyl nach ihrer Odyssee durch die Länder Ostafrikas zunächst einmal so etwas wie ein "sicherer Hafen", so berichtet Roeder über den Fall. Denn ihr Asylersuchen wurde von den Behörden zunächst einmal abgelehnt – trotz der bei der Abschiebung zu erwartenden schweren psychischen und physischen Beeinträchtigungen.
Die Autorin habe das somalische Ehepaar von Anfang an begleitet – mit dem Ziel, daraus ein Theaterstück daraus zu machen, so Roeder. Die Bilder der Flucht werden im Stück auf die Leinwand hinter der Bühne projiziert. Das Ende der Geschichte bleibt dabei genauso offen wie der Ausgang des Asylverfahrens. Lucia Jay von Seldeneck sagte dazu:
"Kirchenasyl ist ja keine sichere Burg. Wir dürfen noch nicht einmal Hoffnung machen, dass es gut ausgeht. Sondern wir müssen sagen: 'Lass dich da mal drauf ein.' Wir versuchen jenseits dessen, was eigentlich möglich ist, noch einmal das Unmögliche möglich zu machen."
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