Kinofilm "Ich bin dann mal weg"

Von den großen Fragen des Lebens

Der Schauspieler Devid Striesow (l) und der Comedian und Buchautor Hape Kerkeling kommen am 17.12.2015 in Berlin zur Weltpremiere des Films "Ich bin dann mal weg" in das Kino Cinestar. Der Film ist ab 24.12.2015 in den Kinos zu sehen. Foto: Jens Kalaene/dpa
Der Schauspieler Devid Striesow und der Buchautor und Comedian Hape Kerkeling © dpa / picture alliance / Jens Kelaene
Devid Striesow im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 24.12.2015
Devid Striesow spielt Hape Kerkeling: in der Verfilmung des Bestsellers "Ich bin dann mal weg". Diese Rolle sei eine große Herausforderung für ihn gewesen, sagt der Schauspieler – es war eine Reise auf dem Jakobsweg und eine Reise im eigenen Kopf.
"Ich bin dann mal weg" wurde nach dem Buch von Hape Kerkeling schnell zum geflügelten Wort. Heute kommt die Verfilmung des 2006 erschienenen Bestsellers in die Kinos: Mit Devid Striesow in der Rolle des auf dem Jakobsweg pilgernden Hape Kerkeling.
Er habe sich das Buch damals ziemlich schnell gekauft, erzählte der Schauspieler im Deutschlandradio Kultur. Und es habe einen "nachhaltigen Eindruck" auf ihn gemacht:
"Wenn man so Mitte 30 ist, dann hat man doch schon die eine oder andere Frage an das Leben. Und die Art und Weise, wie Kerkeling mit diesen Fragen umgeht und auf welche Art und Weise er sich diesen Fragen nähert, die war mir sehr nah."
"Die Rolle war eine große Herausforderung"
Es sei eine große Herausforderung gewesen, diese Rolle zu übernehmen, meinte Striesow. Schließlich meine doch jeder, Hape Kerkeling genau zu kennen – auch in privaten Momenten:
"Der Film geht ja noch einen Schritt weiter und zeigt ihn in noch privateren Momenten: In der Begegnung mit Gott und in seiner Zerrissenheit in den verschiedenen Situationen am Jakobsweg. Und das war für mich die Herausforderung."
Wie der Körper sich in eine andere Figur verwandelt
Er selbst sei allerdings noch nie in der psychischen Situation gewesen, in der Hape Kerkeling damals seinen Pilgergang auf dem Jakobsweg begonnen habe, meinte Striesow. Zum Spielen dieser Rolle sei das auch gar nicht notwendig:
"Schauspielerei beginnt ja im Kopf, in der Phantasie und in der Darstellung. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich das anfühlt. Und ich glaube, ich habe es auch ganz transportieren können, wie jemand sich fühlt, der das hinter sich hat und sich dann auf diese Reise begibt."
Bei der Vorbereitung für die Rolle habe er sich viel Filmmaterial über Kerkeling angeschaut, sagte der Schauspieler.
"Das Unterbewusstsein arbeitet da sehr und speichert Dinge ab: Wie ist die Handhaltung? Wie bewegt sich der Mensch? Das ist dann gar kein bewusster Vorgang. Und als es dann zum Spielen kam, da hat sich dann der Körper so Stück für Stück in die Figur verwandelt."


Das Interview im Wortlaut:
Korbinian Frenzel: Ich weiß nicht, wie häufig dieser eine Satz schon gesprochen wurde, mit kleinem oder großem Augenzwinkern, wenn einer geht, und sei es nur ins Wochenende: "Ich bin dann mal weg!" Hape Kerkeling haben wir diesen Satz zu verdanken, Titel eines Buches, seine ganz persönliche Pilgergeschichte entlang des Jakobsweges.
Der Komiker hatte sich 2001 auf diesen Weg gemacht nach einem kompletten Burn-out und das Buch war ein Riesenerfolg, fünf-Millionen-mal verkauft. Und wenn eine Geschichte so stark ist, dann gehört sie irgendwann ins Kino. Und dieses Irgendwann ist heute: An Heiligabend kommt "Ich bin dann mal weg" in die Kinos. Und der Mann, der Hape Kerkeling ist in diesem Film, der ist jetzt hier bei uns zu Gast, der Schauspieler Devid Striesow. Guten Morgen, Herr Striesow!
Devid Striesow: Guten Morgen!
Frenzel: Fünf Millionen haben das Buch gekauft, ich habe es gesagt. Gehörte denn Devid Striesow auch dazu, haben Sie das Buch gelesen damals?
Striesow: Ja, ich habe es mir sogar ziemlich schnell nach Erscheinen gekauft und habe es dann auch weiter verschenkt. Jetzt weiß ich nicht mehr, an wen, aber es war glaube ich ein Tipp auch aus dem engeren Bekanntenkreis und das Buch hat auf mich einen nachhaltigen Eindruck gemacht.
Frenzel: Nämlich welchen?
Striesow: Ja, wenn man so Mitte 30 ist, dann hat man doch schon die eine oder andere Frage an das Leben. Und ich fand die Art und Weise, wie Kerkeling mit diesen Fragen umgeht und auf welche Art und Weise er sich diesen Fragen nähert, die war mir sehr nahe.
Kerkelings Begegnung mit Gott
Frenzel: Sie spielen ja jetzt in diesem Film ein lebendiges Vorbild, und zwar ein unglaublich lebendiges. Jeder kennt Hape Kerkeling und zwar auch vom selben Medium sozusagen, vom Bildschirm als Komiker, als Schauspieler. War das schwer für Sie, diese Rolle überhaupt erst mal anzunehmen?
Striesow: Ja, das war eigentlich die größte Herausforderung, weil natürlich jeder diesen Menschen meint zu kennen, auch in privaten Momenten, in Interviews und so weiter. Der Film geht ja noch einen Schritt weiter und zeigt ihn in noch privateren Momenten, in der Begegnung mit Gott und in seiner Zerrissenheit und in verschiedenen Situationen am Jakobsweg. Und das war für mich die Herausforderung.
Frenzel: Haben Sie denn mit Hape Kerkeling darüber gesprochen?
Striesow: Im Vorfeld nein, ich traf ihn erst, nachdem der Film schon fertig war und er ihn auch gesehen hatte. Und jetzt in der Vorbereitung auf diese Premiere haben wir uns besser kennengelernt und uns super verstanden.
Frenzel: Er war also zufrieden mit Ihrer Leistung?
Striesow: Er war sehr zufrieden, ja.
Gewichtszunahme von zehn Kilo für die Rolle
Frenzel: Wie macht man das denn ganz konkret, also bei einer solchen Person, der man gegenübersitzen kann, die man sich anschauen kann in Filmdokumenten? Haben Sie da versucht zu gucken, was macht der Kerkeling, wie kann ich das nachmachen? Oder muss man da doch die Rolle ein bisschen für sich selbst finden und weiter drehen?
Striesow: Ja, ich habe natürlich sehr viel angeschaut. Das Unterbewusstsein arbeitet da sehr und speichert Dinge ab, wie ist die Handhaltung, wie bewegt sich der Mensch. Und das ist gar kein so ein bewusster Vorgang, das ist eher unterbewusst. Und als es dann zum Spielen kam, ja, da hat sich der Körper dann so Stück für Stück in die Figur verwandelt.
Frenzel: Sie haben sich auch ganz konkret verwandelt, angepasst. Sie haben, wenn ich das richtig gelesen habe, zehn Kilo zugenommen für die Rolle?
Striesow: Richtig, ich habe ein bisschen aufgespeckt und nach dem Film wieder abgespeckt. Und das Schwierige war halt, eine Entwicklung zu zeigen, die am Anfang doch ziemlich massiv beginnt und dann eine Abnahme, die über den Weg hinweg also passiert. Und das haben wir mit mehr oder weniger Hilfsmitteln halt umgesetzt, ja.
Striesow will lieber nach Tibet
Frenzel: Was muss man denn erlebt haben, um eine solche Rolle spielen zu können? Also, der erste naheliegende Gedanke, den ich hatte: Man muss diesen Weg doch eigentlich selbst auch mal gelaufen sein, oder? Oder zumindest in Teilen?
Striesow: Nein, ich glaube auch nicht, dass man das unbedingt muss. Man muss in den Situationen, die also so nahegehen, auch der Figur so nahegehen, muss man sich suchen und eine ambivalente Figur erschaffen, damit man sozusagen aus sich heraus diese Situation glaubhaft verkörpern kann.
Frenzel: Können Sie sich denn jetzt vorstellen, diesen Weg mal zu gehen, nachdem Sie diesen filmischen Weg gegangen sind?
Striesow: Ich würde, glaube ich, eher mir andere Gebiete suchen, jetzt, nachdem ich auf dem Jakobsweg war. Ich würde vielleicht Richtung Tibet mich unterwegs sehen.
Frenzel: Sie sagten, Sie waren auf dem Weg, natürlich für die Drehaufnahmen. Wie ist das denn, wenn Sie da mit so einem Team sind? Wir wissen ja alle, wie das aussieht, da stehen unglaublich viele Fahrzeuge, da sind Techniker, da sind Kollegen, da sind ganz viele Menschen. Ist das nicht die komplette Konterkarierung eigentlich dessen, was einen solchen Weg ausmacht?
Striesow: Ja, es ist ja so, in jeder Szene, in jedem Film ist ja hinter der Kamera immer eine ganze Menge los. Da muss man den Kopf einfach freimachen und muss sich in die Situation stürzen und muss auch sehen, dass man sich selbst ein bisschen schützt und außen vor nimmt.
Schauspielerei beginnt im Kopf
Frenzel: Sie haben gesagt, als Sie das Buch gelesen haben damals als Mitte-Dreißiger, dass da so viele Fragen vorkamen, die Sie, ja, nachvollziehen konnten. Bei Hape Kerkeling war es ja dieser komplette Zusammenbruch, der ihn auf diesen Weg geführt hat. Auch wieder die Frage letztendlich nach dem, was man erlebt haben muss: Muss man zumindest mal nahe eines solchen Zusammenbruchs gewesen sein?
Striesow: Also, ich war noch nicht nah an so einem Zusammenbruch, ich glaube nicht, dass man das sein muss. Schauspielerei beginnt ja im Kopf und in der Fantasie und in dem Darstellen dessen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich das anfühlt, und ich glaube, ich habe es auch ganz gut transportieren können, wie jemand sich fühlt, der das hinter sich hat und sich dann auf diese Reise begibt.
Frenzel: Wenn man diesen Film guckt, was macht man da eigentlich am meisten? Lacht man da am meisten?
Striesow: Ach, das ist so eine Mischung, denke ich. Er macht gute Laune, es ist natürlich auch eine Komödie. Er hat sehr komische Momente, aber er hat auch sehr, sehr tiefe Momente. Ich glaube, da ist auch das, was das Buch so ausmacht und was mich auch am Buch so interessiert hat. Außerdem spielt das Buch auch eine wichtige Rolle, es gibt ganz viele Off-Texte in Tagebuchform, die sozusagen die Tagesverfassung transportieren.
Frenzel: Herr Striesow, warum bitte schön – das ist meine letzte Frage – kommt Ihr Film ausgerechnet an Heiligabend raus? Ist das Zufall oder ist das auch, ja, so Teil der besinnlichen Botschaft, die da durchscheinen soll?
Striesow: Ich glaube, dass es eine sehr gute Startposition ist. Weil es alle Generationen verbindet, Zeit zu haben und sich, wenn es dunkel wird, vielleicht auf den Weg ins Kino zu machen, weil man davon ausgeht, dass einem da ein familienfreundlicher und fröhlicher Film erwartet.
Frenzel: Heute kommt dieser familienfreundliche und fröhliche Film in die Kinos. Die Verfilmung von Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg", in der Hauptrolle Devid Striesow. Ich danke Ihnen für das Gespräch!
Striesow: Ja, ich danke auch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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