Kino

Top 5 Mainstream-Charts

Die Hauptdarsteller Jason Segel und Cameron Diaz posieren vor ihrem eigenen Plakat zum Kinofilm "Sex Tape".
Die Hauptdarsteller Jason Segel und Cameron Diaz posieren vor ihrem eigenen Plakat zum Kinofilm "Sex Tape". © AFP PHOTO / Patrick Kovarik
Von Hartwig Tegeler · 20.09.2014
Die fünf erfolgreichsten Filme, ein Ranking - und eine Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, diese Filme anzuschauen. Diese Woche: eine Sex-Komödie, eine Comic-Verfilmung, ein Dauerbrenner, ein Kinderfilm und ein Action-Film.
Platz 5: "Hercules" von Brett Rattner
"Ich werde euch von Hercules erzählen. Halb Mensch, halb Gott."
"Wo gehst du hin? - Ärger machen!"
Es ist ja durchaus amüsant, Herkules, den Halbgott, in Brett Ratners Film auf der Suche nach Antwort auf die Frage zu sehen, ob er nun ein Halbgott ist und damit von einem PR-Bonus leben kann, wenn er sich als Söldner irgendwelchen hinterhältigen griechischen Antik-Königen zur Verfügung stellt. Und man schaut Dwayne Johnson alias "The Rock" ja immer gerne beim Muskelspiel zu. Aber die so sicher wie das Amen in der Kirche stattfindenden Schlachten bestehend aus Bildern, die der Computer produziert, sind am Ende so öde, so sehr Kino-Konfektionsware, das es trotz dröhnendem Sound schwer fällt, sich wach zu halten.
Platz 4: "Die Biene Maja" von Alex Stadermann.
"Mein Name ist Maja. - Ohhhhhh!"
Maja, die Biene, ist kinoreif, jetzt gar in 3D. Und wo Karel Gott bei der TV-Serie einst den "Maja"-Song schmetterte, durfte nun Helene Fischer ran.
"Ich bin durcheinander. Was machen wir jetzt? - Ich fliege voraus und hole das Gelee Royal. Und ihr kommt mit der Königin nach."
Doch mit all den 3D- und Animations-Effekten, selbstverständlich State of the Art, bekommt die moderne Fassung der Erzählung über die kleine Biene keinen erzählerischen Mehrwert. Das ist nun wiederum auch ein wenig beruhigend.
Platz 3: "Monsieur Claude und seine Töchter" von Philippe des Chauveron.
"Die nisten sich zu 400 ein. Und Idi Amin will nicht zahlen. - Er hat gesagt, er regelt das später. - Später? Nein, das kenne ich zur Genüge."
Nölt der rassistische Notar aus der französischen Provinz über den Vater seines zukünftigen schwarzen Schwiegersohns von der Elfenbeinküste.
"Wo gehst du hin? - Ich schlafe auf der Couch, dein Rassismus geht mir auf die Nerven."
Keine Sorge, alle versöhnen sich noch, dem Happy-End steht nichts im Wege. Rassismus also als Kavaliersdelikt? Apropos "einnisten", ob Arthouse-, oder wie hier Mainstream-Top-Five, "Monsieur Claude und seine Töchter" ist der Erfolg dieses Kino-Sommers und wird uns an dieser Stelle noch einige Zeit begleiten. Vielleicht wär´s Zeit für eine Abkürzung. Vorschlag: "MCUST", gerne auch mit leicht französischen Zungenschlag "M-Küst".
Platz 2: "Guardians of the galaxy" von James Gunn
"Sie nennen sich selbst Guardians of the Galaxy."
"Was für ein Haufen Arschlöcher."
Natürlich ist auch die Verfilmung des Marvel-Comics "Guardians of the Galaxy" pures Effekt- und Computerbilder-Kino. Doch die Geschichte über die vier Space-Exoten, einer beispielsweise ein Waschbär, einer irgendwie ein beweglicher Baum und natürlich der "Space-Lord" Peter Quill - er selbst nennt sich so, sonst niemand, was natürlich äußerst peinlich ist -, diese Story ist wunderbar schräge und bespickt mit seltsamen Antihelden, ....
"Oh, tut mir leid. Ich wusste nicht, wie diese Maschine funktioniert."
... dass es eine ziemliche Freude macht, den Chaoten durch eine zugegeben ziemlich abgedrehte und mindestens ebenso zugegeben undurchschaubare Geschichte zu folgen. Ein herrlich beömmeltes Nichts, so wie wir Kino auch lieben. Cool und prollig.
Platz 1: "Sex Tape" von Jake Kasdan.
"Kennst du die Cloud?"
Ehepaar in den Jahren, Sex erlahmt, die Idee, lass uns uns selbst beim Sex filmen nach einem Ratgeber, der ein Klassiker ist.
"'The Joy of Sex'. Das haben wir noch. - Wir machen jede Stellung. Hier und jetzt. - Oh, ist das toll!"
Gesagt, getan. Doch dann passiert in "Sex Tape" das Dämliche: Er lädt den Film unfreiwillig in die Cloud hoch ...
"Es ist nach oben in die Cloud!"
... und so haben alle, denen die beiden mal ein iPad geschenkt haben, das Filmchen.
"Und man kann es aus der Cloud nicht runterholen. Niemand versteht die Cloud. Sie ist ein Scheiß-Mysterium."
Jake Kasdans Sex-Komödie laboriert an vielen Ungereimtheiten, ist voller eitler Prüderie, die die beiden Hauptfiguren und Hauptdarsteller Cameron Diaz und Jason Siegel an den Tag legen. Aber eines macht "Sex Tape" interessant. Und das ist das Gefühl, in einem technologischen Alltag zu leben, den wir alle nicht mehr verstehen, den wir aber trotzdem selbstverständlich nutzen. Ausgeliefert der Netz- und Computertechnologie. Ein guter, weil böser Blick auf unsere Welt.