Kino

Top 5 der Mainstream-Charts

Regisseur Joss Whedon
US-Regisseur Joss Whedon stellt am 23. April 2015 seinen Film "Avengers: Age of Ultron" in Bard/Italien vor. © picture alliance / dpa / Foto: Thierry Pronesti
Von Anna Wollner · 09.05.2015
Stagnation auf der Leinwand. Nur zwei Neueinsteiger haben es in dieser Woche in die Top 5 geschafft. Dauerbrenner ist immer noch "Avengers: Age of Ultron" von Joss Wheedon. Der hatte wegen lauter Kritik zwar seinen Twitter-Account gelöscht, Platz 1 ist ihm dennoch sicher.
"Ist das eure Kamera? Ja. Die ganze Ausrüstung gehört uns. Würdet ihr die auch mal für ein Projekt ausleihen? Was denn für ein Projekt? Keine Ahnung, aber vielleicht will ich einen Kurzfilm drehen. Wir sind ein Kollektiv, du musst alle fragen. Wir machen nur Agitationsfilme, auf keinen Fall Fiktion."
Ach hätte sich das doch mal jemand zu Herzen genommen. Denn wenn es einer Sache fehlt in dieser Woche, dann Abwechslungsreichtum und ein ganz kleines bisschen Provokation. Auf Platz 5 hat es sich "Der Kaufhaus Cop 2" von Andy Fickman gemütlich gemacht. Kevin James in seiner, naja, sagen wir mal, Paraderolle, des übergewichtigen Amerikaners, der kein Fettnäpfchen auslässt und selten sein Segway verlässt. Laufen wäre ja zu einfach.
"Wir haben eine Einladung zu der Messe des Security-Wirtschaftsverbandes und zur Preisverleihung in Las Vegas, Nevada. Ich bekomm endlich Anerkennung dafür, dass ich dem Einkaufszentrum aus der Patsche geholfen habe."
What Happens in Vegas, Stays in Vegas – normalerweise das Credo eines jeden Ausflugs in die blinkende Wüstenstadt. Hier werden nun leider die Abenteuer des Möchtegern-Cops nach außen getragen, also auf die Kinoleinwand und wir leiden mit.
"Ich bin jetzt seit über 16 Jahren beim Sicherheitsdienst und ich habe Sachen gesehen, die Sie sich nicht mal vorstellen können."
Diesen Film zum Beispiel. Eins muss man ihm dennoch lassen, er hat die perfekte Überleitung zu Platz 4.
"Was soll denn das sein, junge Dame? / Ein Badeanzug? / Vielleicht für eine Elfe."
Auch wenn er das mit der richtigen Bestimmung der Fabelwesen noch nicht ganz drauf hat, denn hier geht es eigentlich um Feen.
"Tinkerbell und die Legende vom Nimmerbiest" von Steve Loter.
"Hast du das Gebrüll gehört? Klang es ungefähr so? / Wenn du das hörst, lauf weg."
Laufen Sie, laufen Sie so schnell sie können in die entgegengesetzte Richtung. Denn in Disneys drittem Feenkinoabenteuer um Peter Pans beste Freundin geht es gar nicht um Tinkerbell, sondern um Emily, eine tierliebende Fee, der im echten Leben vermutlich die Grünen zu weit rechts wären und die, was wilde Tiere angeht, so beratungsresistent ist wie Herr Weselsky im Umgang mit der Bahn.
"Wie ihr wisst, habe ich wirklich meine Lektion gelernt, dass ich bei gefährlichen Tieren vernünftiger sein muss. Oh Süße, du machst das echt gut. Schon, aber. Ladies, darf ich vorstellen: Grummel."
Hier werden die moralischen Standbeine Tierliebe und Verantwortung mit dem Hammer in jedes Kinderhirn eingemeißelt, schön bunt verpackt in vorgegaukelten Feenzauber. Von Disney-Magie keine Spur. Retten Sie Ihren Nachwuchs und machen Sie einen großen Bogen um den Film.
"Was ist das denn? / Ich hab keine Ahnung. So was wie ihn hab ich noch nie zuvor gesehen."
Um seinen Nachwuchs hätte sich auch besser mal Clint Eastwood gekümmert. Denn statt auf Dirty Harry setzt Sohn Scott bei Platz 3: "Kein Ort ohne dich" von George Tillman Jr. auf Dirty Talk.
"Wenn du auch nur ein bisschen die Balance verlierst, verlierst du Punkte, aber wenn du den Bullen im Griff hast, gibt es Haltungspunkte. / Wie macht man das mit der Hand. So?"
Zwei junge Menschen aus unterschiedlichen sozialen Millieus, auf der Attraktivitätsskala aber beide eine volle Zehn, treffen sich zufällig bei einem Rodeo-Turnier, blicken sich einmal tief in die Augen und wissen, sie sind füreinander bestimmt
"Danke schön! Sehr süß von Dir / Wollen wir? / Ja!"
Hier steht Nicholas Sparks drauf und es ist auch Nicholas Sparks drin. Kitsch, schöne, verliebte Menschen, gleich zwei Liebesgeschichten zum Preis von einer Kinokarte. Das wohl beste Preis-Leistungsverhältnis in dieser Woche.
"Willst du mich heiraten? / Ja, ja, ja, warum hat das so lange gedauert."
Platz 2: "Fast and Furious 7" von James Wan. Können wir schnell machen, versprochen. Immerhin drehen Vin Diesel und der verstorbene Paul Walker seit über vier Wochen ihre Runden in den Charts. Aber nur für den unwahrscheinlichen Fall, sie haben von Fast and Furious noch nie was gehört, hier die Schnellzusammenfassung:
"Ihr wolltet von mir, dass ich in eine Polizeiwache einbreche. Dann sollte ich einen Panzer aufhalten. Ich fand es nicht prickelnd, aber hab es gemacht. Dann kamt ihr mit der brillanten Idee eines der größten Flugzeuge, dass es gibt abzuschießen. Ich schieß euch das Ding da runter. Aber das hier mein Freund ist mit Verlaub der dämlichste Einfall, den ich je in meinem Leben gehört habe."
Ähnlich viele Kollateralschäden wie bei FF 7 gibt es auch auf Platz 1.

"Wisst ihr noch, wie ich eine Atombombe in ein Wurmloch gehievt habe? / Nein, noch nie davon gehört. / Und New York gerettet habe. Erinnert ihr euch? Eine feindliche Alienarmee hat uns angegriffen durch ein Loch im Weltall und wir stehen hundert Meter darunter."
"Avengers: Age of Ultron" von Joss Wheedon. Oder aber auch: 140 Minuten Zerstörung für Comicnerds. Nach zehn Marvel-Filmen jetzt Nummer Elf, noch mal so viele in der Pipeline.
"Wir sind die Avengers. Wir können immer mal ein paar Waffenhändler hochnehmen, aber das da oben, dass ist das Endspiel."

Ein Film, der sich anfühlt wie eine Dauerwerbesendung: "Dürfen wir präsentieren, hier ist Scarlett Witch, die ist ganz toll, ganz süß und kriegt bald ihren eigenen Film, schauen Sie doch bald mal wieder bei uns vorbei."
Regisseur Joss Whedon hat vor ein paar Tagen seinen Twitter-Account gelöscht. Zu viele negative Kritiken. Könnte ihm eigentlich egal sein, denn Platz Eins wird er noch 'ne Weile lang verteidigen können:

"Das wäre nicht passiert, wenn du nicht mit Dingen gespielt hättest, die du nicht verstehst."