Neu im Kino: "Einfach das Ende der Welt"

Geschwätziges, hysterisches Familiendrama

In einer Szene des Films "Einfach das Ende der Welt" mit Catherine (Marion Cotillard, l-r), Antoine (Vincent Cassel), Louis (Gaspard Ulliel), Suzanne (Lea Seydoux) und Mutter Martine (Nathalie Baye).
Szene des Films "Einfach das Ende der Welt" mit Catherine (Marion Cotillard), Antoine (Vincent Cassel), Louis (Gaspard Ulliel), Suzanne (Lea Seydoux) und Mutter Martine (Nathalie Baye) © picture alliance / dpa / Shayne Laverdiere
Von Jörg Taszman · 28.12.2016
In Frankreich wird der neue Film des franko-kanadischen Regisseurs Xavier Dolan von Publikum und Kritik gefeiert. Den Geschmack unseres Kritikers trifft "Einfach das Ende der Welt" allerdings nicht. Der Film sei theatralisch und wenig originell.
Das franko-kanadische Wunderkind Xavier Dolan spaltete mit "Juste la fin du monde"/"Einfach das Ende der Welt" schon im Mai 2016 die französische und internationale Kritik in Cannes. Durch den französischen Star-Cast um Vincent Cassel, Marion Cotillard, Lea Seydoux, Nathalie Baye und Gaspard Ulliel waren auch die kommerziellen Erwartungen so hoch wie nie.
Herausgekommen ist aber ein höchst geschwätziges und oft hysterisches Familiendrama, das fast ausschließlich in Innenräumen abläuft. Der verlorene Sohn und erfolgreiche Schriftsteller Louis (Gaspard Ulliel) besucht nach 12 Jahren endlich wieder seine Familie. Eigentlich will er sich auch verabschieden, weil er schon länger an AIDS erkrankt ist. Aber vor lauter Vorwürfen und Diskussionen findet er nicht den richtigen Moment, die dramatische Wahrheit zu erzählen.

Über eine Millionen Zuschauer in Frankreich

Mit dem älteren Bruder Antoine (Cassel) gibt es nur Zoff, die jüngere Schwester (Léa Seydoux) hängt immer noch an ihm. Vor allem Vincent Cassel bekommt kaum Platz, sich zu entfalten. Antoine mimt den autoritären, verständnislosen Patriarchen, der nach dem Tod des Vaters zum Familienoberhaupt aufstieg. Seine rührend naive Ehefrau, gespielt von Marion Cotillard, ist ähnlich einseitig angelegt.
Und so ist die Verfilmung eines Theaterstücks leider auch sehr theatralisch geworden und der sonst so originelle Filmemacher, der sich optisch immer etwas einfallen lässt, wirkt in diesem Setting ungewohnt konservativ, fast betulich. Natürlich blitzt hier und da sein Können auf, aber im Vergleich zu den sehr sehenswerten Vorgängerfilmen Mummy oder Laurence Anyways fällt der neue Dolan deutlich ab. Aber Geschmäcker sind verschieden. In Frankreich feierten Kritik und Publikum "Einfach das Ende der Welt", der über eine Million Kinozuschauer anzog.

"Einfach das Ende der Welt"
(Kanada/Frankreich 2016)
Regie: Xavier Dolan, 99 Minuten
Mit: Vincent Cassel, Marion Cotillard, Lea Seydoux, Nathalie Baye, Gaspard Ulliel
FSK: ab 12

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