"Kinder der Steine, Kinder der Mauer"

Von Anke Leweke · 24.02.2011
Robert Krieg und Monica Nolte haben sechs Männer und deren Familien in Bethlehem im Westjordanland mit der Kamera begleitet. In ihrem Film vermitteln die Regisseure einen Eindruck vom Alltag in einem permanenten Ausnahmezustand.
Immer wieder wird es eingeblendet: Das Schwarz-Weiß-Foto von sechs kleinen Jungen, die triumphierend in die Kamera lächeln und die Hände zum Victory-Zeichen erhoben haben. Aufgenommen wurde* das Foto 1989 während des ersten palästinensischen Volksaufstands bei den Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm "Intifada – Auf dem Weg nach Palästina" .

Zwanzig Jahre später sind die Gebiete, die damals befreit werden sollten, von einer Mauer umschlossen. Mit dem Foto in der Hand fährt Robert Krieg mit seiner Co-Regisseurin Monica Nolte zurück nach Bethlehem.

O-Ton: "Hier an dieser Ecke ist das Foto aufgenommen worden. Ich erinnere mich wiede, kommt mit!"

Und schon werden die Posen nachgestellt.

O-Ton: "Wir lachen immer noch. Doch vor zwanzig Jahren war unser Lachen herzlicher. Und Victory Zeichen sieht man auch nicht mehr."
Wie geht es den Jungen auf dem Foto heute? Was ist aus ihnen geworden? Aus ihren Träumen? Wie ist es ihnen in den Jahren dazwischen ergangen? "Kinder der Steine, Kinder der Mauer" ist das Porträt von sechs mittlerweile erwachsenen Männern, die Familien gegründet haben, die sich nur mit zahlreichen Jobs – meist Aushilfsarbeiten- ernähren können.

O-Ton: "Ich arbeite in meinem Hauptjob bei einem Geldwechsler. Vor meiner regulären Arbeit habe ich noch einen anderen Job, ich putze bei reichen Palästinensern , räume den Müll vor ihren Villen weg."

Robert Kriegs und Monica Noltes Film ist ein begleitender Dokumentarfilm. Die Gegenüber kommentieren ihre Situation selbst, während die Kamera aufmerksam ihr Lebensumfeld erkundet. Die Wohnungen, das Treiben auf den Straße. Auch folgt sie den Männern bei ihren Streifzügen, die zwangsläufig immer wieder vor der Mauer enden.

O-Ton:" Sollen wir es ertragen, wenn sie das Wasser abstellen? Oder keine Waren mehr hereinlassen? Was sagst du, wenn dein Sohn dich nach Milch fragt? Gehst Du dann klauen? Es gibt genug Gründe auszuwandern."

* Der Beitrag weicht an dieser Stelle von der Original-Fassung ab.