Kein "welscher Tand"

Arabella Steinbacher
Arabella Steinbacher © Jiri Hronik
11.05.2014
Sinfonien aus Frankreich werden hierzulande immer noch mit einigem Argwohn beäugt. Allzu fest sitzen die leidigen Vorurteile über den "welschen Tand“, die seit dem 19. Jahrhundert einen unseligen Kulturkrieg zwischen deutscher Wesensart und französischer Lebensart nähren.
Die politischen Verhältnisse haben sich längst beruhigt, die kulturellen mitnichten. Lassen Sie sich also verblüffen von der intelligenten Eleganz der Franzosen, genießen Sie den sprichwörtlichen Esprit, wie er bei Bizet auch außerhalb von "Carmen“ und bei Camille Saint-Saëns sowieso in jedem Werk waltet! In solcher Umgebung blitzt auch der Geist von Szymanowskis 1916 komponiertem, herrlichem Violinkonzert ganz neu, schrieb es der polnische Kosmopolit doch auf das Gedicht "Maiennacht“ aus dem Zyklus "In der Sternendämmerung“ von Tadeusz Micinski.
Solistin ist Arabella Steinbacher, die sich in der internationalen Konzertszene als eine der führenden Violinistinnen etabliert hat. Sie tritt mit den bedeutendsten Orchestern der Welt auf und hat mit so renommierten Dirigenten wie Riccardo Chailly, Sir Colin Davis, Christoph von Dohnányi, Zubin Mehta und vielen anderen zusammengearbeitet. Arabella Steinbacher wurde 1981 in München geboren (die Mutter ist Japanerin, der Vater Deutscher). Bereits mit drei Jahren erhielt sie ihren ersten Geigenunterricht und kam mit neun Jahren als jüngste Studentin an die Münchner Musikhochschule. 2001 erhielt Arabella Steinbacher ein Stipendium des Freistaats Bayern und im selben Jahr ein Stipendium der Anne-Sophie Mutter Stiftung. Sie spielt die "Booth“-Violine von Antonio Stradivari, Cremona 1716, eine Leihgabe der Nippon Music Foundation.
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 08.05.2014

Camille Saint-Saëns
Sinfonie Nr. 2 a-Moll op. 55

Karol Szymanowski
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. 35
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Georges Bizet
Sinfonie Nr. 1 C-Dur
Arabella Steinbacher, Violine
Leitung: Marek Janowski