"Kein schöner Land in dieser Zeit?"

Von Georg Gruber · 03.08.2010
In den vergangenen Jahren spielten die Debüts junger Autoren oft in Berlin, doch inzwischen siedeln viele Autoren ihre Geschichten lieber anderswo an. Die Provinz wird wieder entdeckt, das Leben in der Kleinstadt und auf dem Land. Welcher Reiz liegt für Schriftsteller heute darin, ihre Geschichten gerade dort zu verorten?
Stephan Thome etwa lebt zurzeit in Taiwan. Sein erster Roman "Grenzgang" hat es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Ein Hochschuldozent verlässt Berlin, seine akademische Karriere ist ins Stocken geraten, er kehrt zurück in seine Heimatstadt, in die hessische Provinz. Thome zeigt, dass sich vor diesem provinziellen Hintergrund weit mehr erzählen lässt als nur die bekannten Klischees von miefiger Enge und Rückständigkeit.

Auch Patrick Findeis Debut "Kein schöner Land" spielt in der Provinz. Er erzählt von Ausbruchsversuchen aus einer nur scheinbar heilen Welt, in der die Bauern ihr Land verkaufen und dort, wo Kühe grasten, Neubausiedlungen entstehen.

Der Büchnerpreisträger Arnold Stadler, der auf dem Land aufwuchs, sagt hingegen, dass es gar keine Provinz und deshalb auch keine Provinzliteratur gebe: "Es gibt nur den alten Hegemonialanspruch bzw. den schon seit ewigen Zeiten formulierten Anspruch der Definitionshoheit, der von da ausgeht und gedacht ist, wo sich der so Denkende aufhält. Meine These kurzgefasst: Es gibt keine Provinz, sondern nur Welt."

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