Kauf-Nix-Tag

"Wir leiden an Konsumverstopfung"

Beim Shoppen zur Weihnachtszeit kommen schnell einige Einkaufstüten zusammen.
Beim Shoppen zur Weihnachtszeit kommen schnell einige Einkaufstüten zusammen. © dpa / picture alliance / Daniel Naupold
Niko Paech im Gespräch mit Axel Flemming · 28.11.2015
Heute ist "Kauf-Nix-Tag" in Deutschland – eine "kritische Reflexion unseres konsumbasierten Lebensstils", sagt der Umweltökonom Niko Paech. Er plädiert für eine Mischung aus Reparieren, Teilen und einfach: weniger Konsum. Um Verzicht gehe es aber nicht.
Ausschnitt aus dem Interview:
Axel Flemming: Morgen ist Erster Advent, für viele bedeutet das: Süßer die Kassen nie klingeln! Das gefällt nicht jedem. Zu den Konsumkritikern gehört Niko Paech, außerplanmäßiger Professor für Produktion und Umwelt an der Universität Oldenburg - kurz Umweltökonom. Herr Paech, Sie propagieren den "Kauf-Nix-Tag", der läuft international seit 1992, eine Idee des kanadischen Künstlers Ted Dave. Verbraucher sollen ihr Kaufverhalten überdenken – das klingt für mich ein bisschen wie ein Appell an die Sonne, nicht zu scheinen. Was wollen Sie erreichen?
Niko Paech: Nun, wir leben ökologisch dermaßen über unsere Verhältnisse, dass es kaum mehr möglich scheint, das Zwei-Grad-Klimaschutzziel einzuhalten oder auch andere Restriktionen, die ökologischer Art sind und die das Überleben der Menschheit sichern. Und ein Motor dieser Zerstörung ist eben unser Konsumverhalten. Der "Kauf-Nix-Tag" symbolisiert eigentlich eine Einkehr, eine kritische Reflexion unseres konsumbasierten Lebensstils.
Es geht keineswegs darum, Verzicht zu üben oder komplett nicht mehr zu konsumieren; sondern es geht darum, die Quantität der Konsummengen zu reduzieren, dies aber auch auszugleichen dadurch, dass man Güter selber repariert und mit anderen teilt, so dass man weiterhin auch auf Basis geringerer Konsummengen ein modernes Leben führen kann. Und vor allem geht es auch deshalb schon nicht um Verzicht, weil wir in modernen Gesellschaften inzwischen unter Reizüberflutung und man könnte fast sagen Konsumverstopfung leiden.
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