Katholische Sexualmoral und die afrikanische Wirklichkeit

19.03.2009
Stefan Hippler, Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde des südafrikanischen Bundeslandes Western Cape und von Durban, hat die Äußerungen des Papstes zum Umgang mit HIV und AIDS in Afrika als "holzschnittartig" kritisiert.
Hippler sagte am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur, zwar habe der Papst insofern Recht, dass Kondome das AIDS-Problem nicht lösen könnten. Allerdings würden Kondome helfen, AIDS "ein Stück weit in den Griff zu bekommen", betonte Hippler, der auch die südafrikanische AIDS-Hilfsorganisation HOPE aufgebaut hat.

Der Seelsorger forderte, der Papst solle Verständnis für den Alltag der Afrikaner entwickeln: "Intellektuell zu sein, reicht nicht aus. Man muss auch ein Gefühl für Menschen haben, muss vor allen Dingen auch hören können diese Kleinigkeiten des Alltags."

Der katholischen Kirche warf er Realitätsferne vor, wenn sie bei der AIDS-Bekämpfung allein auf Treue und sexuelle Enthaltsamkeit setze: "Was heißt Treue zum Beispiel bei Traditionen, wo jemand drei oder vier Frauen hat? Das heißt, die Begriffe, die wir benutzen – Treue, Enthaltsamkeit – werden natürlich sicherlich in Afrika ganz anders gefüllt vom traditionellen Gedankengut her als zum Beispiel in Europa."

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 18.8.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Papst Benedikt XVI. in Kamerun
Papst Benedikt XVI. in Kamerun© AP