Katharina Saalfrank über Erziehung

"Das Sprechen über Gefühle kommt zu kurz"

Katharina Saalfrank, ehemalige "Super-Nanny"
Katharina Saalfrank im Studio von Deutschlandradio Kultur: Die klassische Erziehung fragt nicht nach Gefühlen. © Deutschlandradio / M. Hucht
Moderation: Kathrin Heise · 06.07.2015
Katharina Saalfrank plädiert für ein "Ende der Erziehung". Der früheren RTL-Super-Nanny geht es vor allem um die Beziehung zwischen Eltern und deren Nachwuchs. Kinder seien wie Fische im Wasser - und die Eltern für ein gutes Wasser verantwortlich.
Als die "Super Nanny" wurde sie bekannt. Katharina Saalfrank beriet sieben Jahre lang in einer RTL-Doku-Soap Familien in Erziehungs-Fragen. Das aus England importierte Erfolgsformat stieß unter Pädagogen und Medienwissenschaftlern teils auf heftige Kritik, teils wurde Saalfrank für ihre Rolle aber auch gefeiert. 2007 erhielt sie in der Kategorie "Bester TV-Coach" den Deutschen Fernsehpreis.
Seit dem Ende der Sendung 2011 konzentriert sich die Mutter von vier Söhnen auf ihre Arbeit als Familien-Coach.
Was macht man mit Kindern, die nicht stillsitzen wollen, in der Schule stören, sich zu Hause nicht an Regeln halten? Immer mehr Kinder zeigen auffälliges Verhalten, heißt es allerorten. Stimmt das wirklich? Katharina Saalfrank mag das nicht bestätigen. Und plädiert dafür, Erziehung durch Beziehung zu ersetzen.
In der klassischen Erziehung geht es immer um das Durchsetzen von Macht
Von der klassischen Erziehung erwartet sie keine Hilfe mehr. Denn dort gehe es letztlich immer darum, "dass Erwachsene mit Macht das durchsetzen, was sie denken, was gut für das Kind ist", sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Was dabei oft zu kurz komme, sei das das Sprechen über Gefühle.
"In der herkömmlichen Erziehung wird nicht nach Gefühlen gefragt, sondern da wird nur nach einem Verhalten gefragt", so die Therapeutin.
Aus der Entwicklungspsychologie sei aber inzwischen bekannt, wie wichtig es sei, "dass wir Menschen unsere Gefühle kennenlernen. Wenn wir das nicht können, dann entstehen viele Störungen."
Man wisse heute viel darüber, was Kinder brauchen, sagt Saalfrank.
"Wenn wir wollen, dass Kinder psychisch und physisch maximal gesund aufwachsen, dann dürfen wir herkömmliche Erziehung zur Seite stellen und noch mal schauen: Wie kriegen wir eine konstruktive Beziehung zu den Kindern hin."
Kinder seien wie Fische im Wasser – und die Eltern hätten die Aufgabe, das gute Wasser bereit zu stellen.
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