Karikaturist Manfred Deix ist tot

    "Ich bin ein malender Beach Boy"

    Der Karikaturist Manfred Deix posiert am 24.5.2000 während der Präsentation seiner Ausstellung im Wiener Kunsthaus für die Fotografen. |
    Manfred Deix © APA
    Von Stephan Ozsvath · 27.06.2016
    Dicke, hässliche, triebgesteuerte Durchschnittsmenschen: Mit seinen bitterbösen Zeichnungen hielt Manfred Deix seinen Landsleuten den Spiegel vor. Am Samstag ist der österreichische Karikaturist im Alter von 67 Jahren gestorben.
    Er mochte Katzen, seine Frau Marietta und die Beach Boys. So sehr, dass er beim Donauinselfest 1999 sogar mit den Kaliforniern auf der Bühne stand – und mit seiner eigenen Band, den "Good Vibrations" den Surfsound der Kalifornier ins Wienerische brachte.
    Aber vor allem war Manfred Deix einer, der seinen Landsleuten mit Zeichnungen den Spiegel vorhielt. Er schaffte Oasen des Humors und der Lebensfreude, sagte Niederösterreichs Ministerpräsident Pröll über den Karikaturisten aus St.Pölten. Der hatte über sich selbst gesagt:
    "Ich bin ein malender Beach Boy, ich verbreite 'good vibrations' – und Fun, Fun, Fun. Das ist meine Aufgabe!"

    Das Kunststudium in Wien abgebrochen

    1949 in Niederösterreichs Landeshauptstadt als Sohn eines Gasthausbesitzers geboren, zieht es Deix zum Kunststudium nach Wien, das er nie abschließt. Dort trifft er Gottfried Helnwein und den Circus-Roncalli-Chef Bernhard Paul:
    "Das ist der Jammer, dass er eigentlich immer in Österreich geblieben ist. Er wäre international ein Star."
    Der österreichische Grafiker, Cartoonist, Karikaturist, Musiker und Buchautor Manfred Deix, aufgenommen am 13.10.2007 auf der Internationalen Frankfurter Buchmesse.
    Der österreichische Karikaturist, Musiker und Buchautor Manfred Deix (1949 - 2016)© picture-alliance / dpa / Arno Burgi
    Aber Deix zieht es nicht in die Ferne. Er sei zu bequem, sagte er einmal und könne auch nicht mit seinen Dutzenden Katzen einfach umziehen. In der Alpenrepublik fand er die Menschen, die er bitterböse überzeichnete: Als dicke, dumpfe, hässliche, kleingeistige und triebgesteuerte Durchschnittsmenschen. Aber, so Deix:
    "Ändern kann eine Karikatur überhaupt nix. Ich kann nur meinen Senf dazugeben. Und das minimal. Es gibt da zwei, drei Millionen im Land, die das sehen und darüber lachen. Ich kann zum Lachen anregen."
    Er zeigte uns, dass das Werk des Schöpfers nur so strotzt von Fehlern, Peinlichkeiten und Schnitzern, sagte sein Maler-Freund Helnwein über Deix. Das mochte nicht jeder – und auch Deix mochte nicht jeden, etwa Jörg Haider:

    Mitbegründer des Karikaturmuseums in Krems

    "Ich habe gesagt, ich halte ihn für ein Arschloch. Das Ganze ist rechtlich abgedeckt, und ich habe meine Strafe bekommen dafür, weil er geklagt hat, weil ich ihn ein Arschloch geschimpft habe. 14 Tage später hat eine andere Zeitung mich gefragt, wie war das denn mit dem Haider? Haben Sie ich wirklich ein Arschloch genannt? Da habe ich gesagt, ja, aber ich möchte das korrigieren, ich möchte es erhöhen. Ich behaupte heute, dass er ein Superarschloch ist."
    2001 hatte Deix das Karikaturmuseum in Krems an der Donau mit gegründet. Dort gibt es eine Dauerausstellung mit Werken des Zeichners, Titel: "Immer Deix". Prophetisch sagte Deix bei der Eröffnung:
    "Ich habe mir gedacht, das wirkt ja wie ein Nachruf: Vergesst ihn nicht, oder so. Für immer Deix, dagegen habe ich nichts."
    Am vergangenen Samstag war Manfred Deix nach langer schwerer Krankheit verstorben. Er wurde 67 Jahre alt.

    Bissig, exzessiv und lieb zu Katzen - In "Fazit" ab 23.05 Uhr sprechen wir zum Tod von Manfred Deix mit Gottfried Gusenbauer, dem Direktor des Karikaturmuseums Krems, den eine jahrelange sehr intensive Zusammenarbeit mit dem Karikaturisten verband.

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