Neue Serie "Jean Claude van Johnson"

Ein Actionstar parodiert sich selbst

Der Schauspieler Jean-Claude Van Damme spielt in der neuen Amazon-Serie "Jean-Claude van Johnson" die Hauptrolle.
Der Schauspieler Jean-Claude Van Damme spielt in der neuen Amazon-Serie "Jean-Claude van Johnson" die Hauptrolle. © dpa picture alliance/ Tobias Hase
Von Matthias Dell · 21.12.2017
Jean Claude van Damme war einer der Stars des körperbetonten Hollywoodkinos der achtziger Jahre. In Filmen wie "Timecop" und "Universal Soldier" traktierte er seine Filmgegner mit Karatetechniken. In einer neuen Serie will er sich selbst persiflieren.
Jean Claude van Damme ist wieder da. Oder besser: wieder wieder da. Denn die Auf und Abs seiner Hollywoodkarriere hat der Schauspieler schon öfter vermarktet. 2013 in einem Werbespot für einen Autohersteller. In dem Clip vollführte Van Damme seinen charakteristischen Move zwischen zwei fahrenden Lastkraftwagen.

Einen Spagat, seinen Spagat, der zu einem viralen Hit wurde. Schon 2008 war Van Damme die Attraktion in einem französischen Film, dessen Titel sich aus den Initialen seines Namens rekrutierte: "JCVD". Denn: "In diesem Film geht's um mich."
In diesem Film kokettierte der einstige Hollywoodstar mit seiner Abgehalftertheit. Pleite und in Sorgerechtsstreitigkeiten gerät Van Damme in eine Geiselnahme. Und "JCVD" ist womöglich auch ein Grund, warum die Amazon-Serie ihr selbstbezügliches Spiel nun unter dem Titel "Jean Claude van Johnson" treiben muss.
"Oder vielleicht habt ihr auch Timecop gesehen. Der ist wie 'Looper' mit Bruce Willis - nur eine Million mal besser. Aber das hier ist kein Film."
Sondern eine Serie. Am Anfang geht das noch ganz gut mit den Verweisen auf das eigene Image: "Und dieser Mann ist kein Schauspieler. Er versucht mich zu töten. Aber ich habe keine Angst, denn ich habe eine Gabe: Ich bin der Meister des Spagats. Oder zumindest war ich es. Fuck!"

Keiner erkennt van Damme mehr

Der Körper will nicht mehr, müde schaut Van Damme in die Kamera. In seiner Villa lebt er wie in einem Museum der eigenen Eitelkeit - für die sich keiner mehr interessiert außer ihm selbst. Auch weil ihn niemand mehr erkennt.
"Oh hey, krasser Scheiß, wo warst Du, Mann, kommt bald was Neues von Dir?"
"Ich bin im Ruhestand."
"Was ist mit 'ner DVD? VoD?"
"Nein, nein, ich bin echt im Ruhestand. Nicht so wie der von Nicolas Cage."
"Oh, fuck, Mann, ich dachte, Du wärst Nicolas Cage."

Nicolas Cage ist heute der Fließband-Star eines globalen DVD-Geschäfts mit B-Movies. Als solcher tritt van Damme in "Jean Claude van Johnson" an: Er spielt zum Beispiel Huckleberry Finn in einer in Bulgarien gedrehten Neuverfilmung von Tom Sawyer.
"Huuuck, Huck, hilf mir, bitte, Mann, hilf mir. Komm, schon. Ich weiß, dass Dir Toms Pinsel wichtig ist."
"Aber sie ist tot. Du musst sie gehen lassen."
"Huck, bitte. Du kannst einen anderen Pinsel finden."
"Ich will keinen anderen Pinsel."
"Okay. Okay, Cut, Cut."

Der Schauspieler als Geheimagent

Allerdings ist die Rolle nur Tarnung. Van Damme spielt gar nicht sich selbst als Schauspieler alberner Rollen, er ist in Wahrheit ein Geheimagent, der undercover gegen einen Super-Bösewicht ermitteln soll.
"Du weißt, was das ist."
"Ein Wetter-Kontrollgerät, würde ich sagen."
"Es gibt nur einen Grund, warum man ein Wetter-Kontrollgerät herstellt."
"Um die Weltherrschaft an sich zu reißen."

Unglaublich zäh und lahm

Das prominente Gesicht als Undercover-Agent ist nicht die einzig blöde Idee, die die Serie zu einer ziemlich unentschiedenen Angelegenheit macht. Permanent wechselt die Geschichte zwischen strahlendem Helden und dem gebrochenen Schauspieler, der ihn verkörpert. Und das tut Van Damme in einer überdeutlichen Weise, die den Witz immer schon anzeigt, bevor er gemacht wird.
Vor allem aber ist "Jean Claude van Johnson" unglaublich zäh und lahm - und das ist bei sechs gerade halbstündigen Folgen fast wieder eine Kunst. Insofern ist "Jean Claude van Johnson" im Grunde nur die Übersetzung der Post-Hollywood-DVD-B-Movie-Karriere in eine zeitgemäße Erzählform: die Serie eines Streamingdienstleisters.
(Online-Fassung: ske)
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