Kampf gegen den IS

Überfordert der Syrien-Einsatz die Bundeswehr?

Tornados der Luftwaffe starten auf dem Stützpunkt in Jagel (Schleswig-Holstein)
Tornados der deutschen Luftwaffe könnten bald in Syrien eingesetzt werden. © dpa / picture-alliance / Carsten Rehder
Von Rolf Clement · 01.12.2015
Beim Syrien-Einsatz der Bundeswehr ist vor allem die deutsche Luftwaffe gefordert. Sie nimmt derzeit nur an einem weiteren Einsatz an der türkisch-syrischen Grenze teil, wo sie Luftabwehrraketen stellt.
Die Klage, dass die Bundeswehr ihren Verpflichtungen bei Auslandseinsätzen kaum noch nachkommen kann, ist nicht neu. Dennoch hat die Bundeswehr alle ihr übertragenen Aufträge erfüllen können, Armeen sind eben Meister der Improvisation.
Der Syrien-Einsatz fällt da ein wenig aus dem Rahmen. Die größten Kontingente bei Auslandseinsätzen stellen Verbände des Heeres. Das Heer war auch während des Afghanistan-Einsatzes in besonderer Weise gefordert. Jetzt ist das meiste Gerät, das die Bundeswehr am Hindukusch eingesetzt hat, in der Instandsetzung. So hat das Heer in der Tat objektive Probleme, sollte es größere, neue Aufträge übernehmen müssen. Die Aufstockung des Kontingents in Mali muss unter diesem Gesichtspunkt genau untersucht werden.
Luftwaffe derzeit nur in der Türkei im Einsatz
Die Aufklärungstornados in Syrien gehören zur Luftwaffe. Diese war, nimmt man die Transportgeschwader einmal aus, die weit über Gebühr beansprucht werden, bei den Einsätzen der Vergangenheit nicht so stark gefordert. Zur Zeit ist die Luftwaffe nur an einer Stelle im Einsatz – in der Türkei mit einem Verband von Luftabwehrraketen an der türkisch-syrischen Grenze. Das Mandat für diesen Einsatz ist nicht mehr verlängert worden und läuft aus, die Soldaten packen zur Zeit ihre Siebensachen und fahren nach Hause. Die Besatzungen der Tornados und das Bodenpersonal der Luftwaffe sind seit dem Ende des Tornado-Einsatzes im Herbst 2010 nicht mehr gefordert gewesen.
Noch ist offen, ob die Tornados auf dem Luftwaffenstützpunkt Insirlik beim NATO-Partner Türkei oder auf einem Flughafen in der jordanischen Hauptstadt Amman stationiert werden. Jedenfalls werden für den Einsatz auch Logistik-Truppen gebraucht, die bei der Bundeswehr von der sogenannten Streitkräftebasis gestellt werden, einem Organisationsbereich, in dem alles zusammengefasst ist, was die Bundeswehr für alle Teilstreitkräfte braucht. Diese Streitkräftebasis ist seit Jahren in besonderer Weise gefordert, weil sie an allen Einsätzen beteiligt ist. Dort ist von sehr hoher Belastung die Rede, nicht jedoch von Überbelastung.
Auch die Kosten für den Einsatz mit 1200 Soldaten halten sich im Rahmen. Für 2016 sind 134 Millionen Euro veranschlagt. 2015 wurden insgesamt 460 Millionen Euro ausgegeben, 263 Millionen beispielsweise für den Ausbildungseinsatz in Afghanistan. Der jetzt beendete Einsatz der Raketenabwehr in der Türkei schlug mit 16,9 Millionen zu Buche. Übrigens: Die Bundeswehr ist seit 1990, also seit 25 Jahren, in Auslandseinsätzen. Und das hat insgesamt 18 Milliarden Euro gekostet, weniger als eine Milliarde pro Jahr.