Kakao-Künstler in Vietnam

Der Schokoschatz aus dem Mekong-Delta

Vinccent Mourou, Mitgründer der Schokoladenfirma Marou, sitzt auf Säcken mit Kakaobohnen in seiner Firma in Ho Chi Minh City.
Vinccent Mourou, Mitgründer der Schokoladenfirma Marou, sitzt auf Säcken mit Kakaobohnen in seiner Firma in Ho Chi Minh City. © AFP / Hoang Dinh Nam
Von Lena Bodewein · 26.05.2016
Ein Werber und ein Banker schmeißen ihre Jobs hin und beschließen: Wir produzieren Schokolade in Vietnam. Nach einigen glücklichen Fügungen gelingt es den beiden und "Marou" wird schon bald von der "New York Times" zur besten Schokolade der Welt erklärt.
Es waren einmal zwei frustrierte Schreibtischtäter, ein franko-japanischer Banker und ein franko-amerikanischer Werber, die suchten sich selbst. Sie fanden den jeweils andern, auf einer Wanderung durch den Dschungel. Gemeinsam machten sie sich auf, einen Schatz zu suchen, sie teilten nämlich eine Leidenschaft: Kakao. Sie fuhren mit dem Motorrad durch Vietnam.
"Und wir wussten gar nichts über Kakao, hielten immer wieder an – hey ist das Kakao?"
Erzählt Vincent Mourou.
"Nein, das ist eine Kaffeepflanze, okay, sorry, dann weiter."
Mr Duc, so hieß der erste Kakaofarmer, den sie schließlich fanden, verkaufte ihnen mit ihrem ersten Sack Kakao auch einen Schatz:
"Wir hatten ein solches Glück: er war ein sehr guter Farmer, und das ist nicht häufig. Hätten wir jemand Mittelmäßiges getroffen, hätten wir das Ganze vielleicht gelassen, aber die Schokolade, die wir aus diesen Bohnen improvisierten, schmeckte direkt besonders! Mr Duc ist immer noch unser Lieferant."

Schokoladen-Schatzkarte

Sie schrieben ihre eigene Schatzkarte, eine Art Manifest für ihren Schokoladenschatz: bei Marou – aus ihren Nachnamen Mourou und Maruta– geht es um Qualität statt Quantität, Marou soll in Vietnam mit vietnamesischen Zutaten so natürlich wie möglich produziert werden, und: Der Sinn für Abenteuer darf nicht untergehen.
Und so kaperten die beiden einfach die Landwirtschafts-Kurse eines deutschen Agronomen von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit; sie kauften in einem indischen Warenhaus in Singapur eine Linsenmühle, sie ersteigerten über Ebay einen 80 Jahre alten Kaffeeröster in Frankreich.
"Die Dame hatte erlebt, wie ihre Eltern den Röster neu kauften - 1937!"
Sie bauten den Rest der Ausrüstung selbst und legten los. Heute liegen in ihrem Lagerhaus zehn Tonnen Kakaobohnen in Jutesäcken mit ihrem Logo darauf, von kleinen Farmen, vom Mekong-Delta bis ins Hochland, jeder Sack Kakao getestet; heute läuft ein riesiger Röster bei 110 Grad.

Schokoriegel wie Goldbarren

Die Bohnen werden geschält und von Hand nachgearbeitet, dann laufen 13 Conchiermaschinen bis zu 48 Stunden lang. Schließlich gießt ein Chocolatier die Masse in Form, klopft die Luftblasen heraus und das Ergebnis wird von Hand eingepackt!
Wie Goldbarren liegen die Riegel im Regal, ein echter Schatz, glänzend und satt.
"Wir produzieren100 Kilo pro Tag, die gehen nach Nordamerika, Australien, Korea, Japan, Europa."
Für jedes Land und jede Herkunftsprovinz gibt es schließlich eine eigene Banderole, in grün, gelb, rot oder blau, wunderschön gestaltet mit Jugendstilelementen. Und dann ist da:
"Treasure Island, so heißt dieser spezielle Riegel. Die Bohnen dafür kommen von einer Farm auf einer Insel im Mekong Delta."
Einer Schatzinsel eben. Und der Geschmack… märchenhaft!
Mehr zum Thema