Kaiser Augustus

Der mächtigste Mann seiner Zeit

Die Kopfplastik des römischen Kaisers Augustus wurde 1961 bei Ausgrabungsarbeiten in Mainz gefunden. Undatierte Aufnahme.
Nach der Ermordung Caesars griff sein Adoptivsohn nach der Macht. © picture-alliance / dpa / Göttert
Von Christoph Schmitz-Scholemann · 19.08.2014
Caesars Adoptivsohn Octavius, der sich selbst Augustus nannte, schenkte den Armen Geld und besuchte Lyriklesungen. Doch auch an Härte fehlte es ihm nicht. Vor 2000 Jahren starb der Meister der politischen Kommunikation.
Ein solches Leichenbegängnis hatte Rom noch nicht gesehen: Am Ende der spektakulären Zeremonie hoben Soldaten den Sarg auf einen Scheiterhaufen, der einem Palast glich. Mit Fackeln entzündeten sie das Feuer. Das auf Gold und Elfenbein ruhende wächserne Abbild des am 19. August des Jahres 14 nach Christus verstorbenen Imperators Augustus begann zu schmelzen. Aus Rauch und Flammen stieg ein Adler auf. Der römische Historiker Cassius Dio schreibt:
"Bald darauf erklärte man Augustus für unsterblich, ... und machte seine Frau Livia ... zu seiner Priesterin ... Sie ihrerseits schenkte einem ... Senator ... eine Million Sesterzen, weil er einen Eid darauf ablegte, er habe Augustus leibhaftig in den Himmel auffahren gesehen ..."
Richtig großes Staats-Theater also. Claudia Tiersch, Professorin für alte Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin:
"Zum Schluss seines Lebens hat er seinen Adoptivsohn zu sich gerufen und es muss ihn offenbar die Sorge umgetrieben haben, was nach seinem Tod passiert, ob es zu Unruhen kommen würde. Er hat zwar versucht, alles eben wirklich in Szene zu setzen, nur: Ganz sicher konnte er sich nicht sein."
Die Angst vor einer Staatskrise
Die Angst vor einer Staatskrise saß tief bei Augustus. Er war im Jahre 63 vor Christus geboren. Das war die Zeit der späten Republik, es waren Jahre, in denen sich die Politiker nur ungern über die Sorgen des Volkes den Kopf zerbrachen, dafür aber mit leidenschaftlicher Brutalität um Macht und Pfründe kämpften. Der römische Philosoph Cicero beschrieb,
"wie sich damals der Tiber mit den Leichen unserer Mitbürger füllte, wie die Abzugskanäle verstopft waren und man den Marktplatz mit Schwämmen vom Blut reinigte ..."
Das einzige Mittel gegen Terror ist die Diktatur, dachte damals Caesar, und erklärte dem alten System den offenen Bürgerkrieg. Sein 18-jähriger Adoptivsohn Augustus, der noch Octavius hieß, kämpfte an der Seite Cäsars. Nach dessen Ermordung griff Augustus nach der Macht. Weil das auch andere taten, ging der Bürgerkrieg weiter. Auch Augustus ließ es an der damals üblichen Härte nicht fehlen. Besonders berüchtigt sind die sogenannten Proskriptionen.
"Es ist das Verfahren, dass man die Namen von Leuten, die man auf diesem Wege töten wollte, auf Tafeln hat schreiben lassen, das heißt, einfach die Vogelfreiwerdung von politischen Gegnern, und die konnten dann eben wirklich umgebracht werden und sind auch umgebracht worden."
Er aß Schwarzbrot und Sardellen
Im Jahre 29 v. Chr. besiegte Augustus seine Gegner im Bürgerkrieg. Anders als Caesar strebte er nicht die "Diktatur" an. Er achtete die althergebrachten Formen der Republik - und sorgte doch stets dafür, dass die Fäden bei ihm zusammenliefen und die öffentliche Meinung alle Wohltaten auf sein Konto buchte: Ob Wasserleitungen repariert, die Getreideversorgung modernisiert, Feuerwehren und Polizeitruppen aufgestellt, marmorne Tempel und schöne Theater erbaut wurden - man schrieb es Augustus zu, dem Mann, der leicht hinkte, Schwarzbrot und Sardellen aß, armen Leuten Geld schenkte und ein gern gesehener Gast bei Lyriklesungen war. Dass er auch Härte zeigen konnte, sah das Volk ihm nach, auch dass seine Gesetze zur Hebung der Ehemoral noch nicht mal bei seiner Tochter und ihm selbst fruchteten. Jedenfalls munkelte man, so Cassius Dio:
"Dass er seine Freunde als Kuppler benutzt habe, die in seinem Auftrag ... erwachsene Jungfrauen ... nackt in Augenschein nehmen mussten."
Augustus war ein erfolgreicher Feldherr - Städtenamen wie Augsburg und Saragossa, Aosta, Autun und Kaiseraugst bezeugen bis heute die geographische Ausdehnung seiner Macht. Aus Niederlagen lernte er. So zog er nach der verlorenen Schlacht gegen Arminius realistische und dauerhafte Grenzen an Rhein und Donau. Immer aber sorgte er dafür, dass er politisch nicht allein stand.
"Augustus ist ein Meister der politischen Kommunikation. Augustus ist deshalb erfolgreich, weil er wirklich sehr stark einbezieht – Stichwort Rollenspiel - wie muss ich mich in verschiedenen Kontexten politisch-kommunikativ bewegen, um Interessen anderer wirklich einbeziehen zu können."
Unruhen gab es nach seinem Tode nicht. Das römische Kaisertum hatte fast ein halbes Jahrtausend bestand. Augustus, der es erfand, hatte sich die Rolle des Kaisers auf den Leib geschrieben. Seine letzten Worte bestanden aus dem Vers, den die römischen Schauspieler am Schluss einer Theateraufführung an das Publikum zu richten pflegten:
"Das Spiel ist aus.
Wenn's euch gefiel:
Applaus, Applaus!"
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