Junge Verlegergeneration

Patriarchendämmerung bei den Verlagen

Eine Hand greift nach einem Buch auf einem Büchertisch in Leipzig.
Das Verlagswesen ändert sich - mit ihnen auch die Verleger, finden die Feuilletons. © picture alliance / dpa / Peter Endig
Von Gregor Sander · 28.01.2015
Der Verleger alten Typs, der autoritär und durchsetzungsstark einen Verlag prägt, hat ausgedient, glaubt man der "Süddeutschen" und der "Zeit". Gefragt seien heute eher "Öffnung, Vernetzung und Partizipation".
"Die Patriarchendämmerung hat längst begonnen", ist in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu lesen. Christopher Schmidt thematisiert den Wechsel an der Spitze deutscher Verlagshäuser.
"Bei Rowohlt verschwindet mit Alexander Fest einer der großen Namen des deutschen Geisteslebens aus dem Verlagswesen. Bei Hanser hat Michael Krüger an Jo Lendle übergeben."
Ulla Unseld-Berkéwicz, die Suhrkamp bald Jonathan Landgrebe anvertraut, gehöre unter den Old Boys des deutschen Kulturgewerbes "zweifellos zu den härtesten Kerlen",so Schmidt.
"Und wenn bei C. H. Beck zum ersten Februar die Geschäfte von Wolfgang Beck an seinen Sohn Jonathan übergehen, wird er der erste Beck in der 250-jährigen Verlagsgeschichte sein, der noch zu Lebzeiten die Geschicke des Verlags in jüngere Hände legt."
Aber was werden die jungen Verleger anders machen? Alexander Cammann von der Wochenzeitung DIE ZEIT hat Wolfgang und Jonathan Beck in München besucht:
"Der Vater lächelt, er sagt, vielleicht auch angesichts der jahrhundertealten Tradition des eigenen Hauses: 'Starke Verlegerpersönlichkeiten sind oft eine Gefahr für Verlage.' Da ist es wieder, das typische Understatement. 'Der Verleger ist nicht die zentrale Figur bei uns.' Beide, Vater wie Sohn, beschwören den Teamgeist, die Macht ihrer Lektoren zum Beispiel, ohne die die glanzvolle Ära Wolfgang Beck nicht denkbar gewesen wäre."
Und genau in dieser Haltung sieht auch Christopher Schmidt in der SZ die Zukunft der jungen Verlegergeneration:
"Die Neuen, die wie Lendle oder Jonathan Landgrebe bei Suhrkamp, nun in die Schlüsselposition der Kultur einrücken, sie haben, bei allen Unterschieden in Temperament und Habitus, in ihrem Personalstil den Strukturwandel der Öffentlichkeit bereits verinnerlicht, den es nun im großen Stil für sie zu organisieren gilt. An die Stelle von Kanonisierung und Autoritätsfixierung treten Öffnung, Vernetzung und Partizipation. Legitimation kraft Kompetenz, nicht Persönlichkeit."

Jo Lendle zu Gast am Stand von Deutschlandradio bei der Frankfurter Buchmesse 2013
Neuer Chef beim Hanser-Verlag: Jo Lendle.© Deutschlandradio - Cornelia Sachse
Wer wird das Humboldt-Forum führen?
Nach einer Persönlichkeit sehnt sich Eckhard Fuhr in der Tageszeitung DIE WELT:
"Bei der Entscheidung über den Intendanten des Humboldt-Forums wird die Zeit knapp. Im Herbst 2017 könnten dann die ersten Großobjekte wie zum Beispiel die riesigen polynesischen Boote des Ethnologischen Museums einziehen, wofür noch Mauerlücken offen gehalten werden müssen. 2019 soll das Forum eröffnet werden."
Der Favorit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, derDirektor des Britischen Museums in London, Neil MacGregor, gefällt auch Eckhard Fuhr, aber er gibt zu bedenken:
"Ob MacGregor den Lockruf Angela Merkels erhört, weiß man nicht. Er hat sich noch nicht erklärt. Ebenso wenig weiß man, wen Frau Grütters aus dem Hut zaubern könnte, wenn ihr Favorit Nein sagt."

Das Kinderbuch "Der kleine Prinz"
Das Kinderbuch "Der kleine Prinz"© dpa / picture-alliance / Karl Rauch Verlag
Neuübersetzung eines Kinderklassikers
Klar hingegen ist die Frage bei den Rechten für "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry, wie Felicitas von Lovenberg in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG erklärt:
Mit dem Freiwerden der Rechte an dem Klassiker zu Beginn dieses Jahres erscheint 'Der kleine Prinz' in einer Flut an Neuübersetzungen. So wartet Reclam mit einer Fassung von Ulrich Bossier auf, für S.Fischer hat der Autor Peter Stamm den Text neu übersetzt und für den Deutschen Taschenbuch Verlag gar Altmeister Hans Magnus Enzensberger – und das sind nur die großen Häuser."
Und wer gewinnt dieses Rennen um den Deutsch sprechenden kleinen Prinzen? Lovenberg legt sich fest:
"Wenn einer das Buch tatsächlich aus der Gutmenschen-Ecke zurück in die Kinderregale befördern kann, so ist das Hans Magnus Enzensberger, von dem die lesbarste Neuübersetzung stammt."
Ostereier mit Hefegeschmack
Vielleicht ist das ja aber auch eine Frage des Geschmacks, über den man vielleicht wirklich nicht streiten kann, wie dieses englische Beispiel aus der TAZ beweist:
Die vegetarische Würzpaste 'Marmite', in Großbritannien vor allem beliebt als Brotaufstrich, und die Instantnudeln 'Pot Noodle' werden zusammen mit Schokolade und Milch zu Ostereiern verwurstet. Heraus kommen also Ostereier mit wahlweise Instantnudel- oder würzigem Hefegeschmack."
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