Journalist Hasnain Kazim

Wie leben Sie mit den vielen Anfeindungen?

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Der Spiegel-Journalist Hasnain Kazim © Foto: Janna Kazim
Hasnain Kazim im Gespräch mit Kathrin Heise · 17.02.2015
Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen: Der 40-jährige "Spiegel"-Journalist Hasnain Kazim ist damit schon seit Jahren konfrontiert. Und die E-Mails mit diffamierenden Beleidigungen, die ihn erreichen, stapeln sich mittlerweile meterhoch. Auslöser dafür ist sein Name.
Der "Spiegel"-Journalist Hasnain Kazim wird mit Hassmails überschüttet. Bei diesen Anfeindungen gehe es nicht etwa um die Inhalte seiner journalistischen Arbeit, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Da reiche sein fremdländisch klingender Name für Beleidigungen und Diffamierungen schlimmster Art. "So wie der Name ja sagt, 'Hassmails', steht da Hass drin", sagte Kazim über die Schreiben, die ihn fast täglich erreichen. Die Anschreiben solcher Schmähbriefe begännen dann erstaunlicherweise mit "Sehr geehrter Herr Kazim" und der Schreiber verabschiede sich "Mit freundlichen Grüßen". Teilweise merkten die Schreiber nicht, dass sie Hass verbreiteten. Es gebe aber auch platte Beschimpfungen mit derber Wortwahl.
Kazim hat bisher keine Anzeige erstattet
"Was diese ganzen Briefe in ihrer Bandbreite gemein haben, ist, dass sie sich einfach nur daran stören, dass wir Menschen fremder Herkunft sind, dass wir fremdländische Wurzeln haben, unsere Eltern woanders herkommen." Die Schreiber kritisierten nicht etwa die Arbeit der Journalisten, sondern deren Herkunft. "Das reicht dann offensichtlich auch schon, dass sie sich hinsetzen und uns schreiben und beschimpfen", sagte Kazim. Er bekomme solche Briefe jeden Tag, mal mehr, mal weniger. Manchmal seien es sogar hunderte Briefe an einem Tag. Einige Schreiben seien neun Seiten lang. Kazim sagte, er habe bisher nie Anzeige erstattet. Einige Kollegen hätten das getan. "Ich habe mir einfach mal überlegt, wie viel setze ich mich eigentlich mit diesem ganzen Müll auseinander?" Wenn er Anzeige erstatte, müsse er sich viel mehr damit beschäftigen.
"Hate Poetry" als Antwort
Zusammen mit anderen Kollegen stieß Kazim darauf, dass sie alle solche Hassmails erhielten. So entstand die Idee, diese Schreiben öffentlich zu machen. "Das Ziel ist es ja, dass die Menschen wissen, so etwas gibt es in Deutschland und so etwas bekommt man", sagte er. "Und dass man diesen ganzen Müll, den wir bekommen, einfach wieder mehr oder weniger ungefiltert zurückgibt." So sei die Idee zu "Hate Poetry"-Veranstaltungen entstanden, bei denen Journalisten die Hassmails vor einem Publikum vortragen. Es werde darüber gelacht, aber es handele sich um eine ernste Angelegenheit, sagte Kazim.
Anfeindungen auch in Pakistan und der Türkei
Auch im Ausland ist der Korrespondent des "Spiegel" wegen seiner kritischen Berichterstattung immer wieder mit Anfeindungen konfrontiert. In Pakistan drohte ihm ein Geheimdienstmitarbeiter per Telefon. Und in der Türkei, wo er seit Sommer 2013 arbeitet, löste ein kritischer Artikel über den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan Hunderte von Morddrohungen in den sozialen Netzwerken aus.
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