Johannes Brahms Sextett B-Dur

Offene Zweierbeziehungen

Eine Skulptur von Johannes Brahms von Maria Fellinger aus dem Jahr 1889
Brahms schuf zwei Sextette in der Besetzung mit zwei Geigen, zwei Bratschen und zwei Celli. © picture alliance / dpa / Beate Schleep
Moderation: Ulrike Timm · 21.09.2014
Brahms Streichsextett in B-Dur op. 18 ist eines der berühmtesten Kammermusikwerke überhaupt. Bei seiner Entstehung 1859 war es doch auch ein Ausweichmanöver des Komponisten: vor der Sinfonie, vor dem Streichquartett und vor Beethovens übermächtigem Schatten.
Das weitgehend unbeackerte Feld des Sextettes war frei von Ballast, zudem bot die Kombination von sechs Streichinstrumenten eine Textur, die an Brahms Ohr für den vollen Klang und sein wachsendes Interesse an orchestralen Möglichkeiten in der Kammermusik appellierte.

Oft komponierte Johannes Brahms zwei Werke einer Gattung in enger zeitlicher Nachbarschaft, so gibt es zwei Klarinettensonaten, zwei Klavierquartette, zwei Serenaden und zwei Sextette in der Besetzung mit zwei Geigen, zwei Bratschen und zwei Celli. Paarige Konstellationen spielen auch innerhalb des Sextetts B-Dur op. 18 eine große Rolle, sei es als Dialog zwischen einzelnen Instrumenten, sei es, dass Brahms seinen Satz in zwei Triokonstellationen führt - so konnte er die Möglichkeiten einer größeren Kammermusikbesetzung klanglich nutzen, ohne zugleich die Transparenz des Klanges zu opfern.

Die Sendung stellt dieses erste Streichsextett von Johannes Brahms vor und beleuchtet zugleich unterschiedliche Herangehensweisen und Aufführungstraditionen, von ausgesprochenen Solistenensembles um Yehudi Menuhin, Isaac Stern oder den (mitsingenden!) Pablo Casals über die festen Ensembles, wie Amadeus-, Alban Berg- oder Leipziger Streichquartett, die sich fürs Sextett zwei Musikpartner hinzunehmen, bis hin zu den größeren Kammermusikvereinigungen wie Nash-Ensemble, Kölner Streichsextett oder den auf Darmsaiten spielenden Musikern von L’Archibudelli.