Johann Sebastian Bachs Johannespassion

Herrscherherr

Der Tenor Mark Padmore
Mark Padmore war der Evangelist in der Münchner Aufführung der Johannespassion © Marco Borggreve/Agentur MRM
14.04.2017
Bachs Passionserzählung nach Johannes erklang jetzt in München mit hervorragenden Interpreten - Herbert Blomstedt leitete Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mark Padmore war der Evangelist. Die Arien sangen Anna Prohaska, Elisabeth Kulman, Andrew Staples und Krešimir Stražanac. Peter Harvey war Christus.
Johann Sebastian Bachs Johannespassion gehörte zu den Werken, die der schwedische Dirigent Herbert Blomstedt als junger Mensch unbedingt aufführen wollte – er gründete dafür sogar einen Chor. Im Alter von fast 90 Jahren schließt sich nun wieder einer jener Kreise, die ihn immer neu zu Bachs Musik zurückführen.
"Herr, unser Herrscher!" – Bachs Musik nach dem Johannes-Evangelium beginnt mit einem machtvoll-leidenschaftlichen Chor, der die Kraft des Glaubens an Jesus Christus beschwört. Damit ist der Grundton dieser hochdramatischen, manchmal sogar wilden Passionserzählung gesetzt - der Tod ist nur eine Durchgangsstation, durch alle Finsternisse bricht am Ende das Licht – oder wenigstens, für den Gläubigen, die Hoffnung darauf.
So ergänzt das kompaktere der beiden erhaltenen Passionsoratorien Bachs das lyrisch-meditative Werk nach Matthäus und offenbart nicht nur die enorme Vielseitigkeit des Musikers Bach, sondern auch die sehr verschiedenen Zugänge zu den Kernaussagen der christlichen Religiosität.
Für Herbert Blomstedt ist das nicht zuletzt deshalb wichtig, weil er als bekennender Adventist sehr konsequent in seinem Glauben lebt, was auch die grundsätzliche Feiertagsruhe von Freitag- bis Samstagabend einschließt. Wenn er dann – wie bei der heute zu hörenden Aufzeichnung aus München – trotzdem innerhalb dieser gebotenen Ruhezeiten dirigiert, so deshalb, weil die Musikvermittlung zwischen Komponist, Interpreten und Hörern für ihn weniger als Arbeit denn als eine spezielle Art von Gottesdienst zählt. Aus Hörersicht ist es, zumal mit Bach, sicher eine besonders anregende: der physisch wie psychisch immer noch erstaunlich mobile Schwede – aktuell der älteste noch kontinuierlich auftretende Dirigent des Planeten – hat nicht nur ein exquisites Solistenensemble an seiner Seite, sondern lässt auch neue Hör-Erkenntnisse der Jahrzehnte seit 2000, als er seine letzte Johannespassion leitete, in seine Interpretation einfließen.
Herkulessaal der Münchner Residenz
Aufzeichnung vom 24. März 2017
Johann Sebastian Bach
"Johannespassion" für Soli, Chor und Orchester BWV 245

Anna Prohaska, Sopran
Elisabeth Kulman, Mezzosopran
Mark Padmore, Evangelist
Andrew Staples, Tenor
Peter Harvey, Christus
Krešimir Stražanac, Bassbariton
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Herbert Blomstedt