"Je größer die Konferenz, desto kleiner das Ergebnis"

31.05.2008
Der Zoologe und Evolutionsbiologe Professor Josef H. Reichholf bewertet die Ergebnisse der UN-Biodiversitätskonferenz in Bonn positiv. Die Erwartungen an solch große Konferenzen dürften grundsätzlich nicht allzu groß sein, sagte der Artenschutzexperte.
"Grundsätzlich gilt: Je größer die Konferenz, desto kleiner das Ergebnis. Aber aus politischer Sicht war wohl nicht mehr drin und es hätte schlimmer aussehen und weniger Ergebnis bringen können", so Reichholf wörtlich.

Wichtig seien beispielsweise die Konferenzergebnisse zum Schutz des Meeres. Bisher sei dieser Bereich, der unter großem Raubbau habe leiden müssen, kaum geschützt worden, weil keine territorialen Rechte geltend gemacht werden konnten. "Wenn sich jetzt nun unter dem Eindruck der schwindenden Ressourcen die Staatengemeinschaft dazu bereiterklärt, sinnvolle Restriktionen hinzunehmen, dann ist das ein Fortschritt."

In Deutschland sei ein großer Teil der Arten durch die Landwirtschaft bedroht. Durch Maßnahmen wie die Flurbereinigung und die in der Folgezeit maßlose Überdüngung der Flächen sowie dem Einsatz von Pestiziden werde massiv auf die Artenvielfalt eingewirkt, so die Kritik des Artenschutzexperten.

Ebenfalls bedroht sei die Artenvielfalt in den deutschen Städten. Betroffene Flächen seien oft Bauerwartungsland, das mit hohen Grundstückswerten verbunden sei. "Darum ist die Artenvielfalt auch hier nicht gesichert. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Artenvielfalt zu erhalten. Auch, wenn das indirekt etwas kostet, weil die Flächen nicht verkauft werden können", so die abschließende Forderung von Professor Reichholf.