"Ja sagen zu diesem Leben"

Ulrich Domröse im Gespräch mit Gabi Wuttke · 29.09.2011
Die Seidenstücker-Retrospektive steht in der Reihe der Ausstellungen, mit denen die Berlinische Galerie das Werk von großen Fotografen des 20. Jahrhunderts erschließen will. Warum die Wahl jetzt auf Seidenstücker fiel, erläutert Ulrich Domröse, Leiter der Fotografischen Sammlung der Galerie.
Gabi Wuttke: Fischhändler auf dem Markt, Seen in Brandenburg, Schaufensterpuppen, nackte Frauen und Liebespaare, eng umschlungene See-Elefanten, Kinder, die auf der Straße mit Kreide malen, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg - Menschen in Trümmern. All das hat Friedrich Seidenstücker in schwarz-weiß fotografiert, über 40 Jahre, bis zu seinem Tod 1960 arbeitete der Autodidakt vor allem in Berlin.

Die Berlinische Galerie setzt ihre Reihe von Fotografen dieser Stadt jetzt mit einer Ausstellung über Friedrich Seidenstücker fort. Zu Gast im Studium Ulrich Domröse, Leiter der Fotografischen Abteilung. Guten Abend!

Ulrich Domröse: Guten Abend!

Wuttke: Trifft es seine Fotos als Ausdruck der Liebe zum Menschen und zum Tier zu sehen?

Domröse: Ja, unbedingt. Noch mehr, man kann sie als Liebe zum Leben schlechthin bezeichnen. Denn des Seidenstückers eigentlicher Kernpunkt, wo er auch interessant wird für die Fotografiegeschichte und für uns in der Berlinischen Galerie diese Ausstellung zu machen war, zu zeigen, dass in der Zeit der Avantgarde, der neuen veränderten Sehwelt in der Fotografie auch andere gibt, die ganz anders fotografiert haben, zum Beispiel eher traditionell - mit einer traditionellen Erzählweise.

Und wenn man sich diese Bilder anschaut und alles das, was er tut, dann ist es eigentlich ein Ja sagen zu diesem Leben, und das ist auch der Kern seines Werks.


Das vollständige Gespräch können Sie mindestens bis zum 29.02.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.

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