Italien

Homo-Ehe mobilisiert Hunderttausende in Rom

Demonstration in Rom gegen die "Gender Ideologie", homosexuelle Partnerschaften und zur Verteidigung der traditionellen Ehe, Juni 2015
Auch im vergangenen Sommer trieb die Gleichstellung homosexueller Menschen Gegner in Rom auf die Straße © dpa / picture alliance / Riccardo De Luca
Von Tilmann Kleinjung · 30.01.2016
In Rom ist heute "Family Day" - eine Demonstration gegen ein Gesetz für homosexuelle Partnerschaften, das derzeit im italienischen Parlament diskutiert wird. Die Liste der Gegner ist lang, auch die katholische Kirche ist nicht begeistert von dem Vorstoß.
Es riecht nach Kulturkampf in Italien. Der Senat berät ein Gesetz, das homosexuellen Paaren in etwa die gleichen Rechte und Pflichten einräumen soll wie Ehepaaren. Und die katholische Bischofskonferenz des Landes begleitet die Beratungen mit "allergrößter Sorge". Die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften sei Ausdruck eines "besorgniserregenden kulturellen Wandels", heißt es in einer Stellungnahme der italienischen Bischöfe. Kardinal Angelo Bagnasco ist Vorsitzender der Bischofskonferenz:
"Die Kinder haben ein Recht darauf, mit Vater und Mutter aufzuwachsen. Die Familie ist eine anthropologische Tatsache und keine ideologische. Das Wohl der Kinder muss über allem stehen, sie sind kein Recht, sie sind keine Gegenstände, die hergestellt werden."
Eine Mama und ein Papa
Die Kritik der Kirche und der Gegner des Gesetzes entzündet sich vor allem an der sogenannten "Stiefkind Adoption". Demnach sollen homosexuelle Männer und Frauen künftig die leiblichen Kinder ihrer Lebenspartner adoptieren können – auch solche, die von Leihmüttern im Ausland auf die Welt gebracht worden sind. Vor allem deshalb will Massimo Gandolfini heute in Rom gegen das geplante Gesetz demonstrieren.
"Wenn der Gesetzesentwurf so verabschiedet wird, bedeutet das, dass ein schwules Paar ins Ausland fahren und sich dort ein Kind machen lassen kann. Das Gesetz würde dann die Adoption erlauben. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder mit der Idee aufwachsen, dass es verschiedene Familienmodelle gibt. Wir wollen, dass den Kindern klar ist, dass zu einer Familie eine Mama und ein Papa gehören."
Italiens Politiker trauen sich nicht
Der 64-jährige Mediziner Massimo Gandolfini ist der Organisator des sogenannten Family Days im römischen Zirkus Maximus. Die katholische Kirche unterstützt den Protest, demonstriert aber nicht in der ersten Reihe. Eine Million Menschen sollen kommen, noch mehr als 2007, als der erste Versuch, gleichgeschlechtliche Paare anzuerkennen, von katholischen Verbänden und konservativen Politikern heftig bekämpft wurde. Übrigens auch von einem gewissen Matteo Renzi. Diesmal hat sich der Ministerpräsident hinter das Projekt gestellt. Seine Parteikollegin Monica Cirinnà zeichnet für den Gesetzesentwurf verantwortlich.
"Wenn man sich die Interviews von 2007 anhört, merkt man dass es viel mehr Kritik gab. Heute ist es fast normal geworden, weil alle anderen Ländern im Vergleich zu uns diesen Schritt gemacht haben."
Italien ist das letzte große westliche Land, das homosexuelle Partnerschaften nicht anerkennt. Wohl auch, weil der Protest 2007 so gewaltig war und kein Politiker mehr den Mut hatte, das heiße Eisen anzufassen. Wenn es nach Massimo Gandolfini geht, kann das auch so bleiben.
"Viele sagen, dass wir das Schlusslicht sind. Ich sage, dass Italien ein Leuchtturm ist, wie es das immer in der Geschichte der Kultur und der Zivilisation war."
Selbst wenn das Gesetz durch das Parlament kommt, wollen die Gegner nicht aufgeben. Sie planen ein Referendum gegen die Anerkennung homosexueller Paare.
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