Italien

De Salvo hofft auf "Pulse of Europe"

Die Künstlerin Elettra de Salvo
Die deutsch-italienische Künstlerin Elettra de Salvo wünscht sich mehr Unterstützung für Europa, versteht aber auch die Kritik ihrer italienischen Landsleute. © Matthias Scheuer / audioberlin
Elettra de Salvo im Gespräch mit Anke Schäfer  · 15.04.2017
Die deutsch-italienische Künstlerin und Autorin Elettra de Salvo bedauert die verbreitete EU-Skepsis in Italien. Aber die Vorherrschaft der nördlichen Länder und vor allem Deutschlands werde kritisch gesehen.
Für Empörung sorgten jüngste Äußerungen des niederländischen Finanzministers und Chefs der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem. Er hatte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt, die südeuropäischen Länder würden Geld verschwenden und sich nicht an die Regeln des Stabilitätspakts halten. "Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten", sagte er und erntete für diese Kritik sehr viel Widerspruch.

Lachen über Dijsselbloem

"Empört waren wir schon alle", sagt die deutsch-italienische Künstlerin und Autorin Elettra de Salvo im Deutschlandradio Kultur. "Ich nehme es einfach nicht ernst." Sie habe eher darüber lachen müssen. "Man kann meinen männlichen Landsleuten viel ankreiden, sie sind Machos, sie sind Latin Lovers, sie sind manchmal sehr gemein zu ihren Frauen, sie sind eifersüchtig, sie lieben die Mama, aber dass sie jetzt verantwortlich sind für die staatliche Verschuldung, das ist ein bisschen zu viel." Vermutlich habe der niederländische Sozialdemokrat ein Gläschen zu viel zu sich genommen, scherzte de Salvo.

Die Wirtschaftsmisere dominiert

Obwohl die Römischen Verträge vor 60 Jahren in der italienischen Hauptstadt geschlossen wurden, sei die EU-Skepsis heute in ihrem Land weit verbreitet, sagte die Künstlerin, die in Berlin lebt. "Nach England sind wir leider die, die am Euroskeptischsten sind, das ist einfach unschön." Die Bürgerbewegung "Pulse of Europe" sei leider in Italien bisher nicht sichtbar. "Es hat jetzt gerade angefangen in Genua", sagte de Salvo. "Vielleicht weitet sich das jetzt aus." Aufgrund der Wirtschaftsmisere verstünden die Italiener nicht, dass dies nicht von der EU komme, sondern vom "Liberalismus". Kritisch gesehen werde auch die Vorherrschaft der nördlichen Länder und vor allem von Merkels Deutschland. Sie hoffe auf eine stärkere politische Einigung und mehr Entschleunigung.
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