Israel

Lizzie Doron will die Geschichte der Anderen erzählen

Lizzie Doron, aufgenommen am 12.10.2011 auf der 63. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main.
Lizzie Doron widmet sich in ihren Büchern auch den Palästinensern. © picture-alliance / dpa / Uwe Zucchi
Lizzie Doron im Gespräch mit Frank Meyer  · 16.03.2016
Ihr hochgelobtes Buch "Who the Fuck is Kafka" ist bisher nur auf Deutsch erschienen. In ihrer Heimat ist die kritische Sicht der israelischen Schriftstellerin Lizzie Doron weniger erwünscht und immer mehr Autoren stoßen auf Schwierigkeiten.
Es gebe in Israel zwei Identitäten, sagte die Schriftstellerin Lizzie Doron im Deutschlandradio Kultur. "Die jüdische Identität und die israelische." Die jüdische Identität sei religiöser und betone das Leben im Heiligen Land. Die israelische Identität sei offener, säkular und glaube daran, dass man das Land mit Anderen teilen könne. Da es heute durch die demographische Entwicklung viel mehr ultraorthodoxe Landsleute gebe, setzen sich diese für einen konservativeren Staat und konservative Interpretationen der Geschichte ein. Einige Schriftsteller zweifelten diese Sicht an.

Im Ministerium las man nur den Klappentext

Zu dem Fall ihrer Schriftstellerkollegin Dorit Rabinyan, deren 2015 erschiener Roman "Gader Haya" zwar zu den besten Büchern des Jahres zählte, aber vom Bildungsministerium für die Liste der in Schulen empfohlener Literatur abgelehnt wurde, sagte Doron, dies sei ganz lustig. Sie habe das Buch über die Liebe zwischen einer Israelin und einem Palästinenser in den USA selbst gelesen, aber die Beamten im Bildungsministerium offenbar nicht. "Nur weil auf dem Klappentext des Buches steht, dass es um eine Liebesgeschichte zwischen einem Palästinenser und einer jüdischen Israelin geht, das gab ihnen schon das Gefühl, dass ist nicht das richtige, das ist falsch für die Schule."

Schwäche statt Stärke

Dies zeige vor allem Angst davor, dass Regeln gebrochen würden. Wenn man schon befürchte, dass eine Liebesgeschichte mit einem Palästinenser zu einer Assimilierung führen könne, zeige dies doch keine Stärke, sondern Schwäche. Sie wolle weiter dafür kämpfen, alles sagen zu dürfen und die Geschichte der Anderen zu erzählen, sagte Doron.

Lizzie Doron: "Who the Fuck is Kafka"
Deutscher Taschenbuch Verlag, 14,90 Euro

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