Islamismus

Kurz und kritisch

23.03.2014
Während Autoren wie der Algerier Boualem Sansal überzogenen Alarmismus üben, berichten andere wie der Journalist Ulrich Kraetzer erfreulich ausgewogen über Gefahren von islamistischen Gruppierungen wie den Salafisten.
Boualem Sansal ist ein mutiger Schriftsteller. Er tritt für die Freiheit des Wortes ein. Der Algerier legt sich mit Radikalen und den Oberen seines autoritären Landes an. Dafür hat er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.
Sein Essay - in äußerst eleganter Sprache geschrieben - warnt vor dem Islamismus, der Form des muslimischen Glaubens, der alle Bereiche des Lebens dominieren will, bis hin zur Politik. Die Islamisten nennt er "Allahs Narren" und kehrt mit großem Besen ihre Strömungen auf einem Haufen zusammen: von den Gemäßigten über die konservativ-puristischen Wahhabiten saudischer Natur bis hin zu den Dschihadisten à la Osama bin Laden.
Sie alle wollten nur eins: die Welt erobern. Das klingt alarmistisch und vereinfacht grob. Wie falsch er liegt, zeigt Ägypten. Die Muslimbrüder dort nennt er die "Prinzen des Islamismus". Doch letztes Jahr wurde deren Regierung in Kairo gestürzt. Seither kämpfen sie am Nil um ihre Existenz und nicht mehr um die Macht. Finanziert wurde der Militärputsch gegen sie übrigens von Saudi-Arabien.
Boualem Sansal: Allahs Narren. Wie der Islamismus die Welt erorbert
Merlin Verlag, Gifkendorf 2013
165 Seiten, 14,95 Euro
Geistesverwandt den Islamisten sind die Salafisten. Sie folgen einem besonders buchstabentreuen Glauben. Und Ulrich Kraetzer entpuppt sich als sehr guter Kenner der Szene, die hierzulande einen enormen Zulauf erhält. Der Journalist berichtet erfreulich ausgewogen, anders als der Buchtitel vermuten lässt, der nach einer Bedrohung für Deutschland fragt.
Besonders erhellend lesen sich die Passagen über die bekanntesten salafistischen Prediger. Er unterscheidet zwischen puristischen Glaubensverkündern und extremradikalen Wegbereitern des gewalttätigen Dschihad. Dabei vermittelt er zwei Botschaften: Man dürfe sie nicht unterschätzen, müsse diese Gruppe aber differenziert betrachten, wenn man Gefahren religiöser Radikalisierung eindämmen will. Wohl wahr.
Ulrich Kraetzer: Salafisten. Bedrohung für Deutschland?
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014
288 Seiten, 19,99 Euro
Christen sind in der arabischen Welt eine Minderheit, Sie leben in prekärer Lage. Den Irak haben sie nach dem letzten Golfkrieg in Scharen verlassen – auf der Flucht vor extremistischen Muslimen. Auch in Ägypten leiden sie unter der Dominanz des Islam.
Dies sind zwei der Beispiele, mit denen Christa Chorherr eine Christenverfolgung in islamischen Ländern belegt. Sie ist keine neutrale Beobachterin, sondern eine römisch-katholische Aktivistin, die sich für ihre Schwestern und Brüder im Glauben einsetzen will - ein hehres Ziel, dem sie recht einseitig folgt, so wie es Aktivisten eben oft tun.
Quellen für ihre Thesen bleibt sie schuldig - etwa für die Behauptung, noch nie seien so viele Christen verfolgt worden wie heute. An anderer Stelle geißelt sie einen "islamischen Imperialismus". Doch der Begriff ist unpassend. Nicht zu vergessen: Den Massenexodus der Christen aus dem Irak hat ein Krieg ausgelöst, den die USA begonnen haben – unter dem christlich inspirierten Präsidenten George W. Bush.
Christa Chorherr: Im Schatten des Halbmonds. Christenverfolgung in islamischen Ländern
styria books, Wien 2013
288 Seiten, 24,99 Euro