Islamforscherin Neuwirth

Warum der Koran missbraucht wird

Ein pakistanischer Muslim liest den Koran während des Fastenmonats Ramadan in Peshawar.
Der Koran: Ein heiliges Buch, das wie die Bibel oft falsch interpretiert wird. © picture alliance / dpa / Bilawal Arbab
Angelika Neuwirth im Gespräch mit Joachim Scholl · 12.01.2015
Die Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth hat sich intensiv mit dem Koran beschäftigt. Nach dem Anschlag von Paris erklärt sie, auf welche Weise das Werk für Mord und Totschlag missbraucht wird.
Der Koran ist ein komplexes Werk – und ähnlich wie die Bibel nicht geschützt davor, dass Eiferer und Extremisten Textstellen missverstehen. Das fange damit an, das der Text wortwörtlich gelesen werde, berichtet die Islam-Kennerin Angelika Neuwirth, und ende mit einer fehlenden Einordnung von Textstellen in den Gesamtzusammenhang und den historischen Kontext. Neuwirth spricht deutlich von einer "stumpfsinnig literalen, wortwörtlichen Lektüre des Koran" unter Ausblendung jeder Kontextualität.
Der Koran verlangt nicht, immer und überall Ungläubige zu verfolgen
Es würden "rücksichtslos" Textstellen aus dem Koran rausgeschnitten, klagt die Inhaberin des Lehrstuhls für Arabistik an der Freien Universität Berlin. So stamme beispielsweise die Anweisung, Ungläubige zu verfolgen, aus einer Zeit im Kriegszustand. Wenn man die entsprechenden Kommentare dazu lese, wisse man, dass keineswegs gemeint sei, dass man sich für alle Zeit und immer so verhalten solle. Auch biblische Texte enthielten im Übrigen solche Weisungen, betont die Wissenschaftlerin.
Mehr zum Thema