Isabelle Huppert über Film "Valley of Love"

"Das Drehbuch war wirklich gut, vor allem die Dialoge"

Szene aus dem Film "Valley of Love" von Guillaume Nicloux mit Isabelle Huppert (l.) and Gerard Depardieu
Szene aus dem Film "Valley of Love" von Guillaume Nicloux mit Isabelle Huppert and Gérard Depardieu © picture alliance / dpa / Cannes Film Festival
Von Jörg Taszman · 21.01.2016
Isabelle Huppert hat zusammen mit Gérard Depardieu "Valley of Love" gedreht, eine Hommage an einen Film, den sie vor 35 Jahren miteinander machten. Im Interview spricht sie über die Zusammenarbeit mit dem Schauspiel-Kollegen und ihr neuestes Projekt: "Elle".
"Huppert / Depardieu" - nur mit den Nachnamen der beiden französischen Stars wirbt das Filmplakat von Valley of Love. Und schon in Cannes im Mai vergangenen Jahres war dieses filmische Wiedersehen zwischen Isabelle Huppert und Gérard Depardieu 35 Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Film "Der Loulou" schon ein Ereignis an sich.
Die französischen Pressevertreter waren sichtlich gerührt. Wenn Depardieu und Huppert sich in "Valley of Love" als ein lange getrenntes Paar ausgerechnet im Death Valley in Amerika wieder sehen und sich im Film auch nur Isabelle und Gérard nennen, dann spürt man die ganze Kraft des Kinos und seiner Mythen.
Fast acht Monate später sitzt Isabelle Huppert sichtlich gut gelaunt in einem Pariser Hotel und gibt Journalisten aus aller Welt Interviews auf Englisch. Sie nahm "Valley of Love" nicht nur wegen der Zusammenarbeit mit Depardieu an, sondern vor allem wegen der Qualität der Dialoge.
"Das Drehbuch war wirklich gut und vor allem die Dialoge. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man diese Dialoge dann auch sprechen möchte. Denn wenn man eigentlich gar keine Lust darauf, den Text auch zu sagen, ist das Drehbuch meist nicht gut. Für mich leben die Charaktere erst durch ihre Dialoge. Das ist eines meiner wichtigsten Kriterien, wenn ich ein Drehbuch lese."
In einmaliger Landschaft gedreht
Im Film müssen sich die beiden Hauptfiguren Isabelle und Gérard eine Woche lang an einer Route abarbeiten, die ihr gemeinsamer Sohn, der sich allerdings das Leben nahm, für sie entworfen hat. So bringt er posthum seine Eltern an diesem so ungewöhnlichen Ort wieder zusammen. Allein in dieser einmaligen Landschaft des Death Valley in Kalifornien zu drehen, sei inspirierend gewesen erzählt die Huppert.
"Wissen Sie, die Aura an diesem Ort ist so beeindruckend und ungewöhnlich, dass wir zu einem gewissen Purismus neigten. Die Dialoge und das Spiel sollten natürlich, einfach und sparsam bleiben. Wir Schauspieler spüren ja, welche seltsame Atmosphäre an diesem Drehort herrscht, also müssen wir beim Spiel nichts übertreiben, weil diese Kulisse alleine schon soviel ausdrückt."
Isabelle Huppert wirkt im Gruppeninterview viel schlanker, drahtiger als auf der großen Leinwand. Sie ist leicht, aber eher unauffällig geschminkt, trägt einfache Jeans und einen dünnen Pullover. Nur selten sprudelt es wirklich aus ihr heraus. Nein, mit Gérard Depardieu habe sie seit Cannes keinen Kontakt mehr. Aber drehe der nicht gerade mit Fanny Ardant? Und seit November habe sie eine längere Drehpause und keine Filme mehr gedreht. Auf eher allgemeine Fragen wie das Improvisieren im Film antwortet sie präzise.
"Die Schauspielerei ist allein von der Definition her schon Improvisation, wie es mein geschätzter Freund Bob Wilson immer sagt. Man weiß ja nie, wie man etwas spielen wird und denkt sich immer etwas aus, egal ob es die Dialoge des Drehbuchs sind oder ob man sie der Situation anpasst. Aber natürlich spielt man manchmal so, dass der Eindruck entsteht, man würde improvisieren, dabei ist nichts improvisiert."
Ein Foto für Facebook nur unter Protest
Als nächstes sieht man sie dann wohl im Mai in Cannes in Elle, dem neuen Psychothriller des holländischen Altmeisters Paul Verhoeven, dem Regisseur von Basic Instinct oder Black Book. Und plötzlich schwärmt sie fast.
"Ich bin sehr froh, diesen Film gemacht zu haben. Es war wie pure Magie. Während der gesamten zwölf Drehwochen saugte ich jede kleinste Einstellung auf und brachte mich ganz in diese Rolle ein. Paul Verhoeven verlangt sehr viel als Regisseur aber es ist wirklich nur für das Beste. Ich mochte es sehr mit ihm zusammen zu arbeiten."
Dann sind die 25 Minuten Interviewzeit auch schon vorbei und ein jüngerer Kollege aus Schweden möchte gerne noch ein gemeinsames Foto mit ihr haben. Isabelle Huppert zögert kurz und sagt streng, aber nicht für Facebook. Und danach lässt sie das Foto zu.
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