"Iron Sky - Wir kommen in Frieden"

Von Hans-Ulrich Pönack · 04.04.2012
Ein paar Nazis, die sich einst auf den Mond gerettet hatten, kommen - im Jahr 2018 - zurück und wollen auch diesmal... die Weltherrschaft. Sie stranden in den USA, wo sie von der machtgierigen Präsidentin vereinnahmt werden.
Dieses im diesjährigen Berlinale-Panorama-Programm erstmals vorgestellte Trash-Movie "Iron Sky" kostete rund 7,5 Millionen Euro und ging einen langen Herstellungsweg: Von der finnischen Sauna-Idee unter Freunden über die "globale" Entwicklung bis zur - auch finanz-technisch virtuellen - Fan-Finanzierung, mit Geld von Online-Sponsoren, die mit aktuellen Einblicken in die laufende Produktion und Gewinnbeteiligungen "geködert" wurden. Dabei konnten sie direkt auch laufend Ideen und Vorschläge einbringen. Weitere Finanzdienstleister hier waren auch u. a. die Finnische Filmstiftung und HessenInvestFilm.

Trash, also Müll, gibt es sowohl als Kult wie auch als Zelluloid-Müll. Manchmal gilt auch beides. Trash-Filme sind zumeist billig hergestellte Trivial-Werke. Unfreiwillig wie auch freiwillig "schlechte" Kinematografie. Roger Corman setzte als unabhängiger Trash-Autor und Schnell–Regisseur in den 1960er und 70er Jahren Maßstäbe für "besten Trash" mit deftigen Streifen wie "Little Shop of Horrors", "Der Mann mit den Röntgenaugen", "G.A.S.S. oder "Es war notwendig, die Welt zu vernichten, um sie zu retten". Hierzulande tat sich Helge Schneider in den 90ern mit den beiden Blödsinn-Produktionen "Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem" und "00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter" hervor. Jetzt wurde das Schrott-Kino reanimiert. Als schlechtes Schlecht-Kino

Der am 29. November 1979 im finnischen Tampere geborene Regisseur (und Schauspieler) Timo Vuorensola wurde international mit seinen drei "Raumschiff Enterprise"-Parodien "Star Wreck" (1996, 1997, 2005) bekannt. Wirre, auch heute noch im Internet "zu bestaunende" Wackel- und Schrei-Lichtspiele einer exotisch-exzentrischen Garagenfilmer-Clique "Energia-Productions". In seiner ersten Ballaballa-Alleinarbeit haben sich Nazis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs mit "Reichsflugscheiben" unbemerkt auf die dunkle Seite des Mondes "begeben". Und "fortgepflanzt": The Next Nazi Generation. 2018 werden sie zufällig von einer US-Mondmission entdeckt, was sie als Vorhersehung begreifen, auf die Erde zurückzukehren, um sich erneut an der Weltherrschaft zu versuchen.

Der fanatische SS-Offizier Klaus Adler (Götz Otto) wird vom Führer Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier) höchstpersönlich auf den Erdplaneten geschickt, um dort weitere Smartphones als Energiequelle zu besorgen. An seiner Seite ist dabei die fanatische Lehrerin Renate (Julia Dietze), eine 150-prozentige Getreue mit Gretchenfrisur. Man strandet in den USA, wo sie von der machtgierigen Präsidentin, einer Sarah Palin-Kopie (Stephanie Pau) sogleich genüsslich vereinnahmt werden. Der Rest ist dann auch Murks.

Lustig ist das nur ganz begrenzt. Bissig-witzig nur wenig. Originell nur kurz in der Ausgangs-Idee: Nazis auf dem Mond. - Aha! Bei "Sarah Palin" darf man schmunzeln. Ein listiger Polit-Gag, von dem es aber viel zu wenige gibt.

Indem man sich bemüht, eine "ordentlich" schräge Geschichte durchzuziehen, verkaspert man sich, und zwar vehement. Mit langweiligen Anspielungen auf "Star Wars", "Alien" oder vielleicht auch "Independence Day".

Weder die grotesken wie faden Übertreibungen reizen, noch die immergleichen Nazi-"Kostproben" wie das ewige unkomische Hackenschlagen oder dieses dauernde großmäulige Herumgegröle (auch vom "Doktor" Tilo Prückner)

"Iron Sky" läppert saublöd vor sich hin, ohne chilligen schwarzen Ironie-Spaß zu verbreiten. Es primitivt an allen Ecken und Enden - öde. Während der Dauer-Trasher Udo Kier - mit gutaussehenden 66 - einmal mehr den "doofen August-Wolfgang" gibt, den behämmerten Unterbelichteten vorführt. "Heil Kortzfleisch" oder: Wie bescheuert ist das denn!

Finnland/Deutschland/Australien 2010/2011; Regie: Timo Vuorensola; Darsteller: Götz Otto, Udo Kier, Julia Dietze, Stephanie Pau, Tilo Prückner; ab 12 J., 93 Minuten


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