Iranisch-deutscher Autor Abbas Maroufi

Schreiben in der Sprache der Träume

Iranisch-deutscher Schriftsteller Abbas Maroufi.
Iranisch-deutscher Schriftsteller Abbas Maroufi. © Privat
Abbas Maroufi im Gespräch mit Andrea Gerk  · 04.01.2017
Nach zwölf Jahren erscheint der Roman "Fereydun hatte drei Söhne" des aus dem Iran stammenden Schriftstellers Abbas Maroufi auf Deutsch. Er beschreibt darin die islamische Revolution 1979 in seinem Heimatland. Maroufi führt in Berlin Europas größte persische Buchhandlung.
"Die lyrische Literatur hat kein Verfallsdatum", sagt der aus dem Iran stammende Schriftsteller Abbas Maroufi im Deutschlandradio Kultur. "Solche Literatur kann jederzeit veröffentlich werden." Vor zwölf Jahren schon war sein Roman "Fereydun hatte drei Söhne" in seiner Muttersprache Farsi erschienen. Maroufi hatte ihn im deutschen Exil im Internet kostenfrei zur Lektüre freigegeben. Nun hat sein Schriftstellerkollege Ilja Trojanow eine deutsche Übersetzung ermöglicht und das Werk auf Deutsch in seiner Reihe "Weltlese" herausgebracht.
Der iranisch-deutsche Schriftsteller Abbas Maroufi in seiner persischen Buchhandlung "Hedayat" in Berlin.
Der iranisch-deutsche Schriftsteller Abbas Maroufi in seiner persischen Buchhandlung "Hedayat" in Berlin.© Privat

Zwei weitere Romane in der Schublade

Maroufi hat noch zwei weitere unveröffentlichte Romane da liegen, die bereits in Deutschland spielen. "Für mich ist das Schreiben wichtig, nicht die Veröffentlichung", sagt der Autor, von dem schon mehrere Bücher in Deutschland erschienen sind. "Ich bin mir sicher, dass eines Tages auch diese Bücher, von denen ich gerade sprach, auch in Deutschland veröffentlicht werden."

Jeder Abend gehört der Literatur

Maroufi schreibt nach eigenen Worten seit 44 Jahren jeden Abend. "Es ist zwar richtig, dass ich im Alltag meine Gespräche auf Deutsch führe, auch Interviews", sagt er. "Aber die Sprache, in der ich träume, die Sprache, in der ich meine Wünsche mir vorstelle, das ist die persische Sprache." Schon als Kind wollte Maroufi Schriftsteller werden und träumte davon, eine Literaturzeitschrift herauszugeben.

Schreibschule per Internet

Der Schriftsteller sagt, er nehme die literarische Arbeit sehr ernst und könne das nur in seiner Muttersprache verwirklichen. Dank des Internets unterrichtet Maroufi dreimal in der Woche nachts junge Schriftsteller unter anderem in Iran, Afghanistan und Tadschikistan, wie man Romane und Kurzgeschichten schreibt. "Ich bin in Deutschland, aber unsere Literatur ist Farsi."

Der Weg ins Exil

Abbas Maroufi wurde 1957 in Teheran geboren, gründete die Zeitschrift "Gardoon" und war ihr Herausgeber, bis er wegen "Beleidigung der islamischen Grundwerte" zu Gefängnis, 20 Peitschenhieben und Publikationsverbot verurteilt wurde. Aufgrund internationaler Proteste wurde das Urteil nicht vollzogen, die Zeitschrift jedoch verboten. Er konnte das Land verlassen und gründete in Berlin die größte persische Buchhandlung Europas "Hedayat" und den Verlag "Gardoon".
Auf Deutsch erschien von ihm unter anderem der Roman Symphonie der Toten, für den er 2001 den Siegfried-Unseld-Preis erhielt. Das gegen ihn ergangene Urteil wurde in Iran bisher nicht aufgehoben.
Das Interview mit Abbas Maroufi im Original auf Farsi (21:05 min.):

Abbas Maroufi: "Fereydun hatte drei Söhne"
Weltlese Band 17, Edition Büchergilde 2016
22,50 Euro

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