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DFB-Ethikkommission
Keine DFB-Strafe gegen Tönnies

Fast einen Monat alt sind die rassistischen Äußerungen von Clemens Tönnies, dem Aufsichtsratschef von Schalke 04. Nach harter Kritik an seinen Worten lässt er momentan seinen Posten für drei Monate ruhen. Vom DFB muss Tönnies aber keine Strafe mehr erwarten, erklärt die DFB-Ethikkommission.

Von Maximilian Rieger | 29.08.2019
Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sitzt auf einer Bank.
Keine Anklage vor dem DFB-Sportgericht für Clemens Tönnies (dpa-Bildfunk / Bernd Thissen )
Nach Ansicht der DFB-Ethik-Kommission war die Aussage von Tönnies rassistisch und nicht vereinbar mit den Werten des DFB. Sein Satz sei geeignet, rassistisches Gedankengut an anderer Stelle zu unterstützen, heißt es in einer Stellungnahme. Das vierköpfige Gremium, in dem kein Mensch mit sichtbarem Migrationshintergrund sitzt, erhebt trotzdem keine Anklage vor dem DFB-Sportgericht. Tönnies habe überzeugend vermittelt, kein Rassist zu sein, sagte der Vorsitzende Nikolaus Schneider dem Deutschlandfunk.
"Es ist ein Grundsatz in der Ethik, das wir zwischen dem, was ein Mensch sagt, und der Person des Menschen unterscheiden. Und die Kommission hat sich überzeugen lassen, dass Herr Tönnies bisher völlig anders unterwegs war. Und es sind keine Äußerungen von ihm vorher bekannt, die so waren, und wir gehen davon aus, dass auch keine weiteren so erfolgen werden."
Tönnies soll sich Anti-Rassismus-Kampagne anschließen
Die Untersuchung der Kommission dauerte mehr als zwei Wochen – laut Schneider habe man nicht nur Tönnies befragt, sondern auch mit seinem Umfeld gesprochen. Zum Beispiel mit dem Schalker Ex-Spieler Gerald Asamoah, der in Ghana geboren wurde. Zudem habe die Kommission sich von Tönnies belegen lassen, dass dieser entwicklungspolitische Projekte in Afrika unterstützt habe. Das bewog die Kommission, das Verhalten von Tönnies zu missbilligen, ihn aber nicht weiter zu bestrafen, so Schneider.
"Wir verbinden das auch mit der Erwartung, dass Herr Tönnies sich im Rahmen der Anti-Rassismus-Kampagne des DFB gegen Rassismus einsetzt. Das ist nicht nur wishful thinking, sondern Herr Tönnies hat sich schon mit Cacau in Verbindung gesetzt. Da ist schon etwas geschehen und das wird so öffentlich erkennbar werden."
Wie genau diese Kampagne mit Cacau, dem Integrationsbeauftragen des DFB, aussehen wird, beantwortete der DFB zunächst nicht. Die Debatte über den Rassismus im deutschen Fußball müsse auf jeden Fall weitergeführt werden, sagte der Kommissions-Vorsitzende Schneider. Er sei sicher, dass Tönnies dabei eine wichtige Rolle spielen werde. Und: Dass die Aussage von Tönnies wirklich nur ein einmaliger Ausrutscher war.
"Ich kann mir das nur so erklären, dass er so etwas wie Bierzelt-Atmosphäre bei einem Handwerker-Tag in Paderborn herstellen wollte – und das ist gründlich misslungen."