Interview mit Claudia Kemfert

Energieexpertin fordert strategische Gasreserve

Gaspipeline im slowakischen Kapusany
Gaspipeline im slowakischen Kapusany: Europa sollte mit dem Aufbau von Flüssiggas-Terminals seine Bezugsoptionen erweitern, sagt Claudia Kemfert. © dpa / Eustream
Moderation: Katrin Heise und Christian Rabhansl · 12.09.2014
Es muss auch ohne russisches Gas gehen. Deutschland sollte zügig Flüssiggas-Terminals bauen, rät Energieexpertin Claudia Kemfert - zum einen für eine ständige Reserve, zum anderen um Gas per Schiff beziehen zu können.
Nach Ansicht der Energiespezialistin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sind Deutschland und Europa auf Lieferengpässe beim Gas aus Russland nur ungenügend vorbereitet.
Europa müsse sich auf solche Situationen besser einstellen, sagte Kemfert im Deutschlandradio Kultur. Dazu gehöre die Einrichtung einer strategischen Gasreserve. Sie sei sinnvoll, weil man damit über eine 90-tägige Unabhängigkeit gegenüber ausfallenden Lieferungen verfüge:
"In vielen anderen europäischen Ländern hat man sogenannte Flüssiggas-Terminals gebaut, die eben helfen, flexibler reagieren zu können. Weil man dann über Schiffe Gas direkt nach Europa transportieren kann. Das hat Deutschland eben leider versäumt."
Auf den Märkten gibt es genug Gas und Öl
Auf den internationalen Märkten gebe es zwar ausreichend Öl und Gas zu kaufen, äußerte Kemfert:
"Aber es ist natürlich schon eine gravierende Situation, wenn es hier zu Engpässen kommen sollte, weil Europa sich umorientieren muss. Weil es Auswirkungen haben wird auf die Energiepreise. Und damit letztendlich auch der europäischen Wirtschaft schaden wird."
Die europäischen Sanktionen gegenüber Russland beträfen auch die langfristigen Investitionen des Landes, so Kemfert. So benötige Russland viel Geld für die Ausbeutung von sogenannten unkonventionellen Ölquellen, für die die Zusammenarbeit mit internationalen Konzernen notwendig sei:
"Und wenn man das kappt, trifft man natürlich schon einen Kern der russischen Energieversorgung. Und da will man offensichtlich ansetzen. Und hofft, dass Russland entsprechend einlenkt."