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Das Geschäft mit der Sicherheit

Der Mitarbeiter eines Messestands schiebt auf der Fachmesse "Security" in Essen (Nordrhein-Westfalen) eine Chipkarte in das Gehäuse einer externen Festplatte.
Festplatte eines Herstellers auf der Fachmesse "Security" in Essen © picture alliance / dpa / Foto: Matthias Balk
Von Mareike Ilsemann · 23.09.2014
Eine Festplatte, die nur in Kombination mit einer externen Chipkarte und einer Pin-Nummer funktioniert, soll absolut sicher vor Datenklau sein. Damit wirbt zumindest der Hersteller. In Essen wurden jetzt die Neuheiten zum Thema Sicherheit und Brandschutz präsentiert.
"Wir haben hier ein neues Produkt, unseren Sicherheitskoffer, ein mobiles Funkgerät in diesem Koffer kann weder senden, noch können Daten empfangen werden."
Herbert Mangstl, Vertriebsleiter der Firma EM Shield in der Halle 5 zeigt auf einen ominösen schwarzen Lederkoffer.
"Man braucht diesen Koffer, weil in der heutigen Zeit alle Mobilfunkgeräte nicht mehr sicher sind vor Lauschangriffen durch Nachrichtendienste."
Der schwarze Koffer sei interessant für alle Sicherheitsbehörden, wie Landeskriminalämter, Polizeidienststellen oder Verteidigungsministerien. Wann immer auf sensiblen Treffen geheime Informationen die Seite wechseln, können die Handys währenddessen in den Koffer gelegt werden. Die Geräte können nicht abgehört werden.
Reporterin: "Mit anderen Worten, wenn Angela Merkel diesen Koffer benutzen würde, dann wäre sie sicher?"
Mangstl: "Dann wäre sie sicher, dann wäre das alles nicht passiert."
Cyberkriminelle missbrauchen Internetidentitäten
Nicht immer geht es um Staatsgeheimnisse. Viren und Würmer, Trojaner: Hacker , die durch sogenannte Hintertüren Computer, Tabletts und Handys auslesen können. Wirtschaftsspione habe es auf Daten deutscher Unternehmen abgesehen. Cyberkriminelle hacken Passwörter und missbrauchen Internetidentitäten von Privatnutzern.
"Der Kriminelle, der Spion, der sagt ja auch nicht, ich geh jetzt nur den einen Weg, sondern der hat irgendwas, was er erobern will, und das geht er, in dem er durch die Tür geht, oder durch die Firewall geht oder die Personen aushorcht. Von daher kann Schutz nur funktionieren, wenn ich diese Themen verbinde."
Erläutert Tim Kob, Vorstand des Bundesverband der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft. Laut einer BITCOM-Studie sollen 38 Prozent der 55 Millionen deutschen Internetnutzer schon mehrfach Opfer von Computer- und Internetkriminalität geworden sein. Tendenz steigend. Unternehmen gehen die Ergebnisse und Gewinne jahrelanger Forschung und Investitionen verloren, wenn Daten gestohlen werden. Auch wenn Verluste nur schwer genau zu beziffern sind. Experten sprechen von Schäden in Höhe von 50 Milliarden Euro , wenn es um Wirtschaftsspionage geht. Die IT-Sicherheit ist daher ein Wachstumsmarkt:
Timo Kob: "Die aktuellen Prognosen gehen davon aus, dass man über die nächsten fünf Jahre jährlich mit fünf Prozent Wachstum im Bereich IT Sicherheit rechnen kann. Das ist auch mehr als im normalen Sicherheitsmarkt, da liegt er bei vier Prozent."
Moderne Schließanlagen und unkaputtbare Fensterscheiben
Umso erstaunlicher, dass die Aussteller, die IT-Sicherheit präsentieren, auf der Security in Essen in der Minderheit sind. Moderne Schließanlagen, unkaputtbare Fensterscheiben, die man wirkungsvoll versucht hat, einzuschlagen, die aktuellste Sicherheitsschleuse, durch die die Besucher hindurchgehen können: In den Hallen mit den herkömmlichen Sicherheitsprodukten herrscht Gedränge. An den Ständen mit IT-Sicherheit bleibt es vorerst leer. Die Stände wirken zum Teil nüchtern und unscheinbar. Sicher auch, weil Datensicherheit nicht so leicht sichtbar zu machen ist.
"Wir sind noch gerade am Aufbau undwollen einen kleinen Showcase aufbauen, wo wir Video- signale verschlüsseln. Aber um die Verschlüsselung deutlich zu machen, ist der Aufwand dann doch zu hoch,"
erklärt Jörg Wiedecke von der Firma infoteck. Sie garantiert ihren Kunden, jede Kommunikation im Internet zuverlässig zu verschlüsseln, was besonders im Banken- oder Gesundheitswesen, aber auch in Wirtschaftsunternehmen unabdingbar ist.
Zwei Stände weiter hält Margarete Herden von Fujitsu ihre Hand über einen kleinen viereckigen Scanner unterhalb der Lap-Top Tastatur. Der Nutzer wird identifiziert, ohne Spuren zu hinterlassen. Die Technologie namens "Palm Secure" liest das Handvenenmuster aus.
"Das Handvenenmuster eines jeden Einzelnen ist individuell und hat ein Muster was quasi für uns ausschlaggebend ist, dieses Handvenenmuster wird von ´Palm Secure` gecaptured, das funktioniert durch Infrarotsensoren. Und diese Technologie nutzt Fujitzu zur physikalischen Zugangskontrolle, aber auch zum logischen Zugang in den Rechner aber auch für Webapplikation. Man kann damit alle seine Appplikationen schützen."
Sicherheitsmaßnahmen nur Scheinsicherheit
Die Firma Digitrade wirbt damit, dass ihre Festplatte die einzige ist, die in Deutschland für die Speicherung personenbezogener Daten zugelassen ist. Wer an die Daten auf einer H56s heran will, muss sich erst durch eine Smartcard und eine Pin-Nummer identitfizieren:
André Gimmuth: "Das heißt, nur wenn ich im Besitz dieser Smart Card und der Pin bin, kann ich auch auf die Daten zugreifen, der kyptographische Schlüssel für die Ver- und Entschlüsselung ist auf dieser Karte gespeichert und wird erst duch die ensprechende Pin zugelassen. Das heißt, selbst wenn ich die Festplatte stehlen würde, hätte ich gar keine Chance den Schlüssel zu finden, weil er nicht auf der Festplatte existiert."
Auch zwei Stunden später ist in der Halle 5 nicht viel los. Vereinzelt tauschen sich die Firmenvertreter aus. Noch einmal Timo Kob:
"Wer glaubt, dass man mit Technik die Probleme beseitigen kann… Das ist wie mit dem Bild von der Mensch ist immer in der Lage jede Technik zu überwinden. Das heißt, wenn er nicht weiß, was er zu tun hat, dann werden die schönsten Sicherheitsmaßnahmen nur Scheinsicherheit produzieren. Wer glaubt, dass man mit Technik die Probleme beseitigen kann, der ist das erste Opfer."