Initiative gegen Übergriffe auf Partys

"Der strukturelle Sexismus in Clubs"

Teilnehmer des Midburn 2016 in der Negev-Wüste in Israel feiern am 10. Juni 2016 das Festival. Rund 8000 Menschen leben von 8. bis zum 12. Juni in einer Zeltstadt in der Wüste und zelebrieren Kunst, Musik, Tanzen und ein Lebensgefühl der Freiheit. Foto: Stefanie Järkel/dpa (Zu dpa "Im Midburn-Fieber: Sternengucker, Zeitreisende und Freigeister") | Verwendung weltweit
Festivals sind Schauplätze sexueller Freiheit. Awareness-Crews sollen dafür sorgen, dass trotzdem die Selbstbestimmung aller Gäste gewährleistet ist. © dpa
Agnes Raguse im Gespräch mit Max Oppel · 28.06.2016
Clubs und Festivals versprechen Freiheit, Musik und Rausch. Manche Partygäste nutzen die Situation aus und belästigen andere sexuell - körperlich oder psychisch. Die Techno-Aktivistin Agnes Raguse sieht in den Rollenverteilungen in Clubs eine Ursache dafür.
Festivals stehen für Freiheit und Musik. Immer wieder aber berichten Frauen von sexuellen Übergriffen. Sie werden körperlich oder verbal angegangen. Einige Festivalbetreiber gehen offen mit dem Thema um und beauftragen Mitarbeiter, die die Sicherheit erhöhen, andere streiten das Problem ab. Dasselbe gilt für Clubs.
Agnes Raguse ist in der Berliner Techno-Szene aktiv, organisiert Events und ist Mitglied in der Gruppe "Antisexistischer Dancefloor". Ob es sich um einen Übergriff handele, hänge von der individuellen Einschätzung der Person ab:
"Das kann der klassische Arschgrabscher sein, aber eigentlich ist alles übergriffig, wo sich ein Mensch angegriffen fühlt, missachtet, diskriminiert, verletzt, herabgewürdigt oder überfordert."

Frauen bringen Getränke, Männer machen Musik

Es käme in Clubs, insbesondere in Verbindung mit Drogen, verstärkt zu körperlichen Übergegriffen. "Der strukturelle Sexismus in Clubs" sei aber ebenfalls wichtig zu erwähnen, sagt Raguse im Deutschlandradio Kultur:
"Beispielsweise finden wir oftmals an der Tür und hinter dem DJ-Pult Männer, wohingegen hinter der Bar oftmals Frauen zu finden sind. Das ist eine Umverteilung. Ein Club ist unsere Seifenblase, in der wir uns alle wohlfühlen wollen, aber er hat auch verschiedene Normen des Alltags übernommen."
Das Problem daran sei zum Beispiel, dass eine DJane aufgrund ihres Geschlechts abgewertet werde.

Awareness-Crews helfen bedrängten Partygästen

Um Menschen zu helfen, die sich sexuell bedrängt oder diskriminiert fühlen, empfiehlt Raguse den Einsatz einer sogenannten Awareness-Crew. Das sei ein Team, das in Clubs und auf Festivals, dafür sorgt, "dass Ansprechpartner da sind und, dass das Thema ein bisschen sichtbarer wird. Oftmals werden solche Fälle eben nicht berichtet, weil die betroffene Person oftmals auch eine Mitschuld empfindet".
Eine Awareness-Crew sorge auch dafür, "dass diese Person den Raum findet, Beachtung findet und vor allem auch einen Rückzugsort, um überhaubt diese negativen Gefühle zu verarbeiten".
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