Indie-Pop

Der dritte große Wurf

Von Jutta Petermann  · 17.02.2014
Woher kommen wir, wohin gehen wir? Fragen solchen Kalibers stellt sich die in London beheimatete Band Fanfarlo auf ihrem dritten Album. Natürlich kann man da nur sagen: Große Popmusik braucht auch große Themen.
Die Resonanz auf ihr Debüt 2009 "Reservoir” war euphorisch. Ihr warmer, druckvoller Pop mit folkigen Zwischentönen begeisterte - ob der wunderschönen hymnischen Melodien, die klanglich sehr verspielt garniert wurden. Der Nachfolger "Rooms filled with light" ging den Weg ins Kühlere, Elektronische. Auch er wurde sehr gepriesen. Nun also das dritte Werk und auch dieses ist mehr als beachtlich. Hier finden alle Elemente von Album eins und zwei zusammen.
Die Erinnerung an Punk und New Wave scheinen durch wie verblasste Gedanken, wabernde elektronische Sphären entfalten sich schleichend, der Folk hat sich im Sound zwar etwas zurückgezogen, trägt diese Stücke aber in den zarteren Momenten (Myth of Myself) und sogar sperrige Jazztrompeten-Soundtüpfelchen hat dieser Indie-Pop zu bieten (Cell Song).
Entstehen und Zerstören
Fanfarlos Pop ist auf "Lets go extinct" nicht mehr ganz so unmittelbar extrovertiert. Das Treibende, Strahlende, Hymnische ist alles noch da, aber raffiniert eingebettet in etwas verschattete Klang-Szenarien, in vertrackter aufgebauten Songs. Diese Lieder stellen vor allem Fragen. Fragen nach dem Leben, wie es entstehen konnte aus einem kleinen Samen in diesem scheinbar unwirtlichen Universum und danach wie es wohl weitergeht mit den Menschen, die mit dem Leben und der Natur eher nach dem Motto "Let‘s go extinct" - also "Komm lass uns auslöschen" umgehen.
Das Leben mit seinen Widersprüchen, Freude und Schmerz, vom Entstehen und Zerstören, von der kleinsten Zelle bis hin zum großen Ganzen hat hier seine klanglich vielschichtige und brillante Entsprechung gefunden in fünf- bis sechsminütigen Mini-Oeuvres. Unbeeindruckt vom Erfolg ihrer ersten beiden Alben haben Fanfarlo wieder ein großartiges Album hingelegt.