Ina Hartwig als Frankfurter Kulturdezernentin

Freier Eintritt in Museen für Kinder und Studierende

Literaturkritikerin Ina Hartwig im Sommer 2012.
Seit 100 Tagen ist Ina Hartwig jetzt Kulturdezernentin in Frankfurt - Zeit für eine Bilanz © imago/gezett
Von Ludger Fittkau · 07.11.2016
Etwa drei Monate ist die ehemalige Literaturkritikerin Ina Hartwig nun schon Frankfurter Kulturdezernentin. Eine ihrer ersten Amtshandlungen: Ab Anfang kommenden Jahres wird es in einigen Museen freien Eintritt für Schüler und Studenten geben. Das war ein angenehmes Thema für sie - doch nun wartet ein ungleich unangenehmeres auf sie.
Sich schnell in ein Thema einarbeiten um dann am besten schon am nächsten Tag wie eine Expertin zu klingen - Es habe sie schon ein wenig an ihre Zeit als Journalistin erinnert, wie sie in den ersten hundert Tagen ihr neues Amt als Kulturdezernentin von Frankfurt am Main erlebt habe, sagt Ina Hartwig bei ihrer Startbilanz in der neuen Rolle.
"Also, dieses Tempo und auch schnell in der Lage zu sein, sich ein Urteil zu bilden, ich glaube, das ist etwas, was sich für mich fast wie eine Kontinuität darstellt."
Gleich in der ersten Woche entschied Ina Hartwig, dass der neue Städel- und Liebighauschef Philipp Demandt auch die Leitung der städtischen Kunsthalle Schirn übernehmen soll. Das war nicht überraschend, denn auch Demandts Vorgänger Max Hollein hatte alle drei wichtigen Kulturinstitutionen der Mainmetropole gleichzeitig geleitet – sehr erfolgreich.
"Sehr schön war dann auch die erste gemeinsame Eröffnung, die Philipp Demandt und ich bei der Ausstellung Ulay zusammen bestritten haben. Das war von der Stimmung her sehr schön. Man hatte so das Gefühl, es beginnt irgendwie was Neues und da ist nicht gerade ein Generationenwechsel, denn der Max Hollein ist ja ein sehr junger Mann gewesen, auch als er ging. Aber es hat so ein Gefühl von Aufbruch, von gemeinsamem."
Hineingeworfen wurde die langjährige Literaturkritikerin allerdings sofort in die im Sommer heftig aufbrandende Debatte, ob es sich lohne, Schauspiel und Opernhaus in der Frankfurter Innenstadt für mehrere hundert Millionen Euro zu sanieren oder gleich ein neues Doppelhaus an einem anderen Ort zu bauen. Ina Hartwig positionierte sich klar und inhaltlich überzeugend - für ein Belassen der städtischen Bühnen am jetzigen Ort.

Freier Eintritt als Mittel der politischen Bildung

Dann machte sie sich daran, das abzuarbeiten, was im Koalitionsvertrag zwischen ihrer SPD, der CDU und den Grünen zum Thema Kultur aufgeschrieben worden war. Heute konnte sie Vollzug zu einem ersten wichtigen Thema melden: Ab dem 1. Januar 2017 dürfen alle Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahre die zwölf kommunalen Museen der Stadt kostenlos besuchen. Ebenso alle rund 40.000 Studierenden der Frankfurter Goethe-Universität, die dafür lediglich rund einen Euro mehr bei ihren Semestergebühren an ihren AStA berappen müssen. Es sei zwar heute noch utopisch, irgendwann freien Eintritt für alle zu haben, sagt Ina Hartwig. Wünschenswert wäre es aber aus ihrer Sicht, auch als Mittel der ästhetischen und politischen Bildung:
"Gerade jetzt, wo die Lage politisch doch so angespannt ist, die populistischen Stimmen haben so an Einfluss gewonnen und eine offene Stadtgesellschaft muss sich selbstbewusst verteidigen."
Nicht ganz so schnell wie den freien Eintritt für Kinder und Jugendliche in die Museen wird Ina Hartwig einen weiteren Beschluss der Drei-Parteien-Stadtregierung in Frankfurt am Main umsetzen können - die Einrichtung eines kommunalen Kinder- und Jugendtheaters. Denn die Kulturdezernentin, die auch für den Frankfurter Zoo verantwortlich ist, hat sich vorgenommen, das Theater im Zoo-Gesellschaftshaus einzurichten. Doch dazu muss der 1875 errichtete repräsentative Bau erst einmal sehr gründlich saniert werden – eine kostspielige Sache. Ina Hartwig erhofft sich mit dem Kinder-und Jugendtheater auf dem Zoogelände ein attraktives Zusammenspiel mit dem Tierpark:
"Es bietet sich einfach an, da der Zoo selbst für die Kinder und Jugendlichen so ein ganz wichtiger Ort ist, eine Begegnungsstätte, ein bekannter Ort, ein Markenzeichen dieser Stadt, ein wunderbarer Innenstadtzoo, wenn dieser Ort schon mal da ist, bietet es sich an, das Kinder- und Jugendtheater dort zu verorten."

Mit viel Engagement das Arbeitsfeld beackert

In den ersten hundert Tagen ihres Amtes sei sie durchaus auch schon von der SPD-Parteibasis eingeladen worden, berichtete Ina Hartwig überdies. Nach den teuren Projekten im Bereich Theater- und Opernsanierung sei sie allerdings noch nicht gefragt worden. Doch wie teuer genau die Sanierung des Doppelhauses von Schauspiel und Oper Frankfurt am Main ausfallen wird, ist auch erst zu Beginn des nächsten Jahres klar. Dass die Finanzierung des Kinder- und Jugendtheaters im Zoo-Gesellschaftshaus ebenfalls noch für Diskussionen sorgen wird, darauf stellt sich Ina Hartwig ein. Sie drängt aber auf einen baldigen politischen Grundsatzbeschluss in dieser Sache:
"Und im Übrigen, die Sache muss wirklich diskutiert werden. Das wird eine richtige Debatte!"
Zu der Ina Hartwig aber Lust hat, das machte sie deutlich. 100 Tage im Amt der Frankfurter Kulturdezernentin – heute präsentierte sich die ehemalige Literaturkritikerin als jemand, die schnell in die neue Rolle eingetaucht ist, das bisher fremde Arbeitsfeld mit viel Engagement beackert. Langen Atem wird sie jedoch noch brauchen – insbesondere, wenn sie ihre Kulturträume am Frankfurter Zoo umsetzen will.

In diesen Frankfurter Häusern soll es ab Anfang 2017 den freien Eintritt geben:
Archäologisches Museum
Caricatura Museum
Deutsches Architekturmuseum
Historisches Museum
Kronberger Haus
Ikonen-Museum
Institut für Stadtgeschichte
Jüdisches Museum
Museum Judengasse
Kindermuseum
Museum Angewandte Kunst
Museum für Moderne Kunst 1-2-3
Weltkulturen Museum

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