In amerikanischen Ehren

Von Otto Langels · 09.04.2013
Nur sieben Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten wurden bisher Nicht-Amerikaner zu Ehrenbürgern der USA ernannt. Am 9. April 1963 verlieh John F. Kennedy erstmals diese Auszeichnung - an den den britischen Politiker Winston Churchill.
Im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington ernannte US-Präsident John F. Kennedy am 9. April 1963 Winston Churchill zum Ehrenbürger der Vereinigten Staaten. Der damals 88-jährige frühere britische Premierminister konnte die Auszeichnung nicht mehr persönlich entgegennehmen. Sein Sohn Randolph verlas das Dankschreiben Churchills.

"Mr. President ... Mr. President, Ihre Auszeichnung unterstreicht die Verbundenheit der englischsprachigen Völker, denen ich einen großen Teil meines Lebens gewidmet habe."

Die enge Beziehung hatte auch einen biografischen Hintergrund: Winston Churchills Mutter war Amerikanerin. Er war der erste von bisher nur sieben Ehrenbürgern der Vereinigten Staaten. Der US-Kongress beschließt die Auszeichnung per Gesetz und ermächtigt den Präsidenten, die Ernennung vorzunehmen.

John F. Kennedy überreichte bei der Zeremonie im Weißen Haus Winston Churchills Sohn Randolph einen Ehrenpass für seinen Vater. Das Dokument hat jedoch nur symbolische Bedeutung, wie das US-Außenministerium vor einigen Jahren noch einmal ausdrücklich feststellte:

"Winston Churchill ist der Einzige, dem ein Ehrenbürger-Pass der USA ausgehändigt wurde. Diese Ehrenpässe verdienen Respekt, aber sie sind keine gültigen Reisedokumente und verleihen dem Inhaber keine besonderen Begünstigungen bei der Einreise oder Einwanderung."

Unter den meist erst lange nach ihrem Tod gewürdigten Persönlichkeiten sind der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg als Retter von Tausenden Juden während der NS-Zeit, der Marquis de Lafayette als französischer Offizier in der amerikanischen Revolution, die katholische Nonne Mutter Teresa als Missionarin der Nächstenliebe in Indien sowie der polnische Adlige Casimir Pulaski als "Vater der amerikanischen Kavallerie".

Winston Churchill verdanke die Würdigung seinem unermüdlichen Kampf gegen Diktatur und Unterdrückung, wie John F. Kennedy in seiner Rede hervorhob.

"Sein Mut, sein Mitgefühl und seine Tapferkeit, in Kriegs- wie in Friedenszeiten, waren eine Quelle der Inspiration in den dunkelsten Stunden der Freiheit. Sein Leben zeugt davon, dass kein Gegner übermächtig ist und dass keine Furcht freie Männer davon abhalten kann, ihre Freiheit zu verteidigen."

Mit diesen Sätzen spielte Kennedy auf Churchills Auftreten im Zweiten Weltkrieg an. Unerwähnt blieb, dass der englische Aristokrat wegen seines exzentrischen Lebensstils sowie seiner eigenwilligen Ansichten und häufigen politischen Kehrtwendungen lange Zeit umstritten gewesen war, bevor er als Premierminister zum Retter Englands aufstieg.

"Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß. Wir stehen vor einer äußerst schweren Prüfung. Wir haben viele, viele lange Monate des Kampfes und des Leidens vor uns. Sie werden fragen: Was ist unsere Politik? Krieg zu führen gegen eine ungeheure Tyrannei, die in dem finsteren, beklagenswerten Katalog menschlicher Verbrechen ohne Beispiel ist – das ist unsere Politik",

erklärte Churchill am 13. Mai 1940 vor dem britischen Unterhaus, drei Tage nach seiner Ernennung zum Premierminister. Er führte Großbritannien siegreich durch den Zweiten Weltkrieg, was ihm den Ruf einbrachte, einer der großen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts zu sein.

"Dies ist nicht das Ende. Es ist nicht einmal der Anfang vom Ende. Aber es ist, vielleicht, das Ende des Anfangs",

bemerkte er im November 1942 nach dem Sieg britischer Truppen über die deutsche Wehrmacht in Nordafrika.

Churchill war nicht nur ein bemerkenswerter Politiker, er war auch ein hervorragender Redner, der die Massen bewegte. Für seinen meisterlichen Umgang mit der englischen Sprache erhielt er 1953 den Literaturnobelpreis, und die Ehrenbürgerwürde der USA zehn Jahre später galt nicht zuletzt seiner Eloquenz. An Sir Winston Churchills Worten, so
US-Präsident John F. Kennedy, habe sich in dunklen Tagen und noch dunkleren Nächten eine ganze Nation aufgerichtet.
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