Im Zeichen des Pandas

Von Irene Meichsner · 11.09.2006
Als Spendensammel-Verein angetreten ist der WWF in seiner 45-jährigen Geschichte zu einer der weltweit größten Naturschutzorganisationen geworden. Mehr als 100.000 Projekte hat der WWF betreut, das Spendenaufkommen kletterte auf über 330 Millionen Euro im Jahr.
Es war ein erlesener Kreis von Naturfreunden, der am 11. September 1961 in Zürich beschloss, den persönlichen Einfluss geltend zu machen, um etwas für den Schutz bedrohter Tiere zu tun. Gleich zwei Königliche Hoheiten, denen die Natur besonders am Herzen lag, gehörten zu den Gründern des World Wildlife Fund: Prinz Bernhard der Niederlande und Prinz Philip, Herzog von Edinburgh und Ehemann der britischen Queen. Beide waren lange Jahre auch Präsidenten des WWF. Sir Peter Markham Scott, Sohn des Polarforschers Robert Falcon Scott, entwarf das Logo mit dem Pandabären - eine geniale Idee, findet Thomas Schultz-Jagow, der Sprecher von WWF-International.

"Der Panda symbolisierte eigentlich eine der am meisten bedrohten Arten, die man seinerzeit kannte. Er ist außerdem als Tier ein sehr sympathisches Wappentier, wir sind eigentlich sehr stolz auf das Logo, und wir glauben, dass es zu einem der Gütesiegel in der Natur- und Umweltbewegung zählt."

Dabei geht es dem WWF längst nicht mehr nur um den klassischen Artenschutz.

"Heute ist das Programm sehr viel weiter geworden. Es geht um Umweltpolitik und Umweltschutz im weitesten Sinne. Es ist der Kampf gegen den Klimawandel dazugekommen, und wir haben unsere Aktivitäten konzentriert auf die Bereiche Wälder, Meere und Süßwasser, so dass die Bereiche, die wir am wichtigsten erachten, auch tatsächlich abgedeckt werden können."

Über 100.000 Naturschutz-Projekte hat der WWF inzwischen betreut - seit 1987 als World Wide Fund For Nature, ein globales Netzwerk, das heute aus 59 nationalen Organisationen und Programmbüros in mehr als 100 Ländern besteht. Das Spendenaufkommen kletterte auf zuletzt über 330 Millionen Euro im Jahr. Echte Profis sorgten schon früh für schlagkräftige Strukturen - wie der im vorigen Jahr verstorbene Kurt Lotz, der frühere Chef des Volkswagenwerks, seit 1981 Präsident der deutschen WWF-Sektion.

"Als ich dieses Amt übernommen habe, hatten wir einen einzigen Angestellten, der saß in Schleswig-Holstein und hat sich um die Feuchtgebiete gekümmert und sonst nichts. Dann haben wir ein Management aufgebaut, das mit professionellen Methoden die ganze Aufgabe erst einmal angepackt hat."

Dazu gehörte auch eine geschickte Vermarktung des Panda.

"Der Panda ist als Warenzeichen gesetzlich geschützt. Und wer dieses Warenzeichen nimmt, um seine eigenen Produkte, vielleicht Schreibblocks für Kinder oder T-Shirts und so weiter, besser verkaufen zu können, der muss an uns eine Lizenz zahlen."

Langsam, aber sicher mauserte sich der WWF zu einem der weltweit größten privaten Naturschutzverbände. Besonders erfolgreich waren Schutzprogramme für den Tiger, das Nashorn, das Wattenmeer. So offensiv und aktionsorientiert wie Greenpeace wollte man nie sein. Die "Naturschützer im Nadelstreifen" entwickelten ihre eigenen Methoden, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen.

Günther Jauch: "Mit jedem Kasten Krombacher, den Sie kaufen, schützen Sie einen Quadratmeter Regenwald. Dafür sorgt der WWF die nächsten 100 Jahre. Das finde ich richtig gut."

Zehn Cent pro Kasten Bier für eine WWF-Initiative zugunsten von zehn Quadratkilometern Tropenwald? So toll ist das nicht. Das weiß auch Jörn Ehlers, der Pressesprecher des deutschen WWF.

"Das Ziel der Brauerei ist natürlich, Bier zu verkaufen, da sollen wir uns doch nichts vormachen. Aber ist doch super, wenn wir gerade aus diesem Werbeetat Mittel abzwacken für den Naturschutz, die sonst dafür ausgegeben würden, dass die Leute eben noch einen Aufkleber mehr und noch einen Bieröffner mehr bekämen. Und ich hoffe, dass es auch andere Firmen gibt, die da nachfolgen."

Von Opel über Procter & Gamble bis zu Ritter Sport: Das Geschäft mit dem Öko-Sponsoring beherrschen die WWFler mittlerweile perfekt - auch dank der potenten Freunde mit ihren guten Beziehungen. Prekär werde das Ganze, wenden Kritiker ein, wenn sich Firmen über den Panda ein grünes Image verschaffen, obwohl ihre Produkte gar nicht so umweltfreundlich sind. Aber Berührungsängste kosten nur Geld, sagt man sich beim WWF, zumal in Zeiten knapper Kassen dem Naturschutz der Wind allenthalben stärker entgegen weht - ein Trend, der sich für Carl Albrecht von Treuenfels, den langjährigen Präsidenten von WWF Deutschland, schon Mitte der 90er Jahre abzeichnete:

"Wir haben auch einige schlechte Erfahrungen gemacht. Beispielsweise ist der Umwelt- und Naturschutz in einigen Bundesländern zurückgefahren worden, die Kompetenzverteilung hat neu stattgefunden, es sind Umweltministerien aufgelöst worden. Das alles ist kein gutes Zeichen."

Der Kampfgeist litt darunter nicht, im Gegenteil. Denn dass Naturschutz - neben Geld und gutem Willen - einen langen Atem verlangt, das weiß man natürlich auch beim WWF.