"Ich kaufe ein in diesem Laden"

Von Esther Dischereit · 03.09.2013
"Klagelieder" nennt die Schriftstellerin Esther Dischereit acht Texte, in denen sie von den Menschen spricht, die in den Jahren 2000 bis 2007 in Deutschland ermordet wurden. Letztes Opfer war eine Polizistin, doch neun der zuvor Getöteten gehören zu eingewanderten Familien. Sie waren Lebensmittelladenbesitzer, Blumenhändler, Betreiber eines Schlüsseldienstes, eines Internet-Cafés und anderer Gewerbe.
Ihre Angehörigen wurden zunächst verdächtigt, selbst in kriminelle Milieus verstrickt zu sein. Es dauerte viele Jahre, bis Polizei und Justiz die Verbrechen als rassistisch motiviert erkannten und gegen rechtsterroristische Gewalttäter ermittelten. Die Aufklärung wurde behindert, Akten vernichtet, Dokumente verschwanden in Tresoren, Adressenlisten blieben unberücksichtigt.

Esther Dischereits "Klagelieder" sind Zeichen an die, die trauern, die weiterleben - Zeichen des Mitgefühls und der Anklage. Sie richten sich an diejenigen, die allein gelassen wurden, an die zu Unrecht geschmähten Familien.

Übersetzung aus dem Türkischen mit Unterstützung des Goethe Instituts: Saliha Yeniyol.

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