"Ich denke die Poesie dreidimensional"

Von Clarisse Cossais · 30.07.2013
Die Germanistin und Sinologin Michèle Métail webt seit 1972 an ihrem unendlichen Gedicht "Der Donaudampfschifffahrtskapitän". Manchmal verbringt sie ganze Monate, ganze Wochen, ganze Tage unterwegs. In ihrem Garten, in den Bergen, in den Cevennen, in China, in Berlin. Berge, Städte, Täler erwandert sie sich.
Beim Laufen entstehen in ihr ein Rhythmus und eine Form, in denen dann, irgendwann, die Worte ihren Platz finden und platzen werden. "Ich denke die Poesie dreidimensional", sagt die französische Lyrikerin Michèle Métail. Und wenn man das Glück hat, einer ihrer Lesungen beizuwohnen, versteht man auch, warum ihre Poesie besser in der Flüchtigkeit des Augenblickes als zwischen zwei Buchdeckeln aufgehoben ist. Für sie stellt der "Wurf des Wortes in den Raum die höchste Form des Schreibens" dar.

Gleichzeitig arbeitet sie als Fotografin, als Kalligrafin und Raumkünstlerin und entwickelt anhand verschiedener Alphabete Riesengedichte, die die Form eines Stelenwaldes oder eines Gartens
annehmen können.

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