"Ich bin sehr gerne in Berlin"

Von Roland Krüger · 12.02.2009
Der Schriftsteller und Theater-Regisseur Henning Mankell hat schon früh eine Leidenschaft fürs Kino entwickelt. Mit sechs Jahren war er das erste Mal in einem schwedischen Dorf im Kino. Später schaute er sich mit seinem Stiefvater Ingmar Bergman rund 150 Filme in dessen Privatkino an. Und nun Teil der Berlinale-Jury zu sein, macht Mankell offenbar Spaß.
"Als ich hierher kam, musste ich gleich am Sonntag zu einer Premiere nach Maputo, und ich musste mich auf dem Weg zum Flughafen sehr beeilen. In Maputo war es zu der Zeit 40 Grad heiß. Hier hatte ich dann nicht die richtige Kleidung. Was ich anhabe, ist ein Pullover von der Fluggesellschaft."

Einen Fuß in der Sonne Maputos, einen im schwedischen Schnee, aber seinen Kopf hat er zurzeit in Berlin. Henning Mankell, Mitglied der Berlinale-Jury, sitzt in diesen Tagen viel und ausdauernd vor der Leinwand. Als Schriftsteller und Theater-Regisseur sind ihm auch im Kino zwei Aspekte wichtig: Das Thema eines Films und dessen gute Umsetzung:

"Für mich hat ein guter Film viele Dimensionen: Eine politische, eine ethische und eine künstlerische Dimension. Wenn das funktioniert, wird es ein guter Film. Ich würde niemals sagen, dass ein Film über den Krieg im Irak gut ist, bloß weil es ein Film über den Krieg im Irak ist. Trotz der Diskussionen, die wir in der Jury führen, sind wir uns darüber einig. Danach halte ich es mit Hamlet: Der Rest ist Schweigen!"

Mit dem Film kam Henning Mankell früh in Berührung. Er war sechs Jahre alt, da nahm ihn sein Vater mit zu einer Matinee-Vorstellung in einem kleinen Dorf, ganz im Norden von Schweden:

"Und er nahm mich mit zu einer Schwarz-Weiß-Vorstellung von Jules Vernes 40.000 Meilen unter dem Meer mit Captain Nemo und der Nautilus. Ich würde den Film gerne noch einmal sehen, denn mitten in der Vorstellung brach der Film ab, irgendetwas war kaputt. Ich habe ihn also niemals bis zum Ende gesehen."

Um die 150 Filme hat sich Henning Mankell mit seinem Stiefvater Ingmar Bergman in dessen Privatkino angesehen. Wenn er an Filme denkt, dann sind es meistens nicht die vollständigen Inhalte, sondern einzelne Szenen. Doch es gibt ein paar Filme, die bei Henning Mankell nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben:

"Zum Beispiel 'Jules und Jim' von Truffaut. Den habe ich im Alter von 18 oder 19 Jahren gesehen. Von den moderneren Filmen sind es 'Chinatown' oder der erste Teil vom 'Paten'. Das sind sehr wichtige Filme."

Ganz bei der Sache ist Henning Mankell auf der diesjährigen Berlinale. Unter dem Vorsitz von Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton werden übermorgen Abend von der siebenköpfigen Jury der Goldene und die Silbernen Bären vergeben. Das heißt aber nicht, dass Henning Mankell am Sonntag gleich wieder zum Flughafen stürzen muss, denn er ist gerne in Berlin:

""Ich bin sehr gerne in Berlin, und ich kann Ihnen versichern, dass ich sehr oft in Berlin bin. Aber ich sag´s nicht den Journalisten!"