"Hyperrealistischer Surrealismus"

03.08.2012
In einem der unzähligen Zeichentrickfilmchen von Guillermo Mordillo sitzt ein Strafgefangener mit der typischen Ballonnase in seiner Zelle und malt einen runden schwarzen Fleck. Dann heftet er ihn an die Wand und ruckzuck kriecht er durch das schwarze Loch in die Freiheit.
Mordillos Comics erzählen oft von kleinen Fluchten aus dem Alltag. Er selbst entdeckte den Tunnel in die Phantasiewelt der Bilder als Kleinkind. Geboren wurde Guillermo Mordillo 1932 als Kind spanischer Einwanderer in Buenos Aires. Auf die Idee, Zeichner zu werden, kommt er mit vier, nachdem er Disneys Schneewitchen im Kino gesehen hatte.

Mit 14 geht er von der Schule, um Bildergeschichten zu zeichnen. Mit 18 veröffentlicht er sein erstes Kinderbuch. Er arbeitet in einer Werbeagentur in Lima und zeichnet später Popeye-Geschichten in New York. Anfang der 60er Jahre siedelt er nach Europa über. Er lebt in Paris, auf Mallorca und seit 15 Jahren in Monaco. Seinem Stil ist er in all den Jahren treu geblieben.

"Ich brauche die Freude, um die Angst zu besiegen."

sagte de Künstler kürzlich in einem Interview. In einer Geschichte steht ein Ballon-Nasen-Mann auf einem Hochhausbalkon und schmachtet sein Ballon-Busen-Weibchen an, das unerreichbar auf einem anderen Hochhaus steht. Da schwingt er sein Lasso und im nächsten Bild hat er er den Hochhausturm mit dem Seil zu sich herüber gezogen- Glücklich schmiegt sich das Paar aneinander.

"Wie soll ich die Bilder beschreiben: Es ist eine Art hyperealistischer Surrealismus."

beschreibt Mordillo selbst seinen Stil, den er oft um eine Prise naiver Erotik ergänzt: In einem Trickfilm schminkt sich eine Autofahrerin, unschwer erkennbar an ihren typischen Ballonbrüsten, in aller Seelenruhe vor einer grünen Ampel. Die Männchen hinter ihr hupen und toben, Da hebt sich die Kofferhaube ihres Autos und gibt den Blick auf ihr dralles Hinterteil preis. Der Zorn ist verraucht. Die Männchen starren beseelt nach vorn.

Kein Wunder, dass Mordillo das schönste Kompliment ausgerechnet von Jane Birkin bekam:

"Ich höre seine Figuren trunken von kindlicher Überzeugung rufen: 'Es ist leicht zu fliegen!' - bevor sie schließlich in den Abgrund stürzen."


Mehr zu Mordillo auf dradio.de:

"Kein lauter Mensch - ein leiser Clown" - Die Verlegerin Claudia Knauss zum 80. Geburtstag des Zeichners Guillermo Mordillo

Mehr Infos im Netz:

Website von Guillermo Mordillo
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