Humanitäre Hilfe in Syrien

"Froh über jeden Tag, an dem nicht geschossen wird"

Medizinische Behandlung eines Verwundeten im syrischen Aleppo am 7. März 2016
Ein Verwundeter in Aleppo wird am 7. März 2016 medizinisch behandelt. © picture alliance / Valery Sharifulin / TASS
Riad El Kassar im Gespräch mit Dieter Kassel · 03.01.2017
Durch die Waffenruhe in Syrien können Hilfswerke den Opfern des Krieges wieder besser beistehen. Trotz der massiven Zerstörung verfügt die Hilfsorganisation UOSSM International des syrischen Arztes Riad El Kassar noch immer über eine funktionierende Infrastruktur.
"Wir sind froh über jeden Tag, an dem nicht geschossen wird, und jede Waffenruhe ", sagte der syrische Arzt Riad El Kassar im Deutschlandradio Kultur. Das gebe seiner Hilfsorganisation Zeit, in Syrien mehr Hilfe zu leisten, sagte der Gründer der deutschen Sektion von UOSSM International. Das Hilfswerk verfüge über eine gute Infrastruktur in Syrien mit mehr als 1000 Mitarbeitern. "Eine besondere Prüfung war die Evakuierung von Menschen aus Aleppo", sagte El Kassar, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt.
Seine Organisation habe Krankenwagen und medizinische Hilfe bereit gestellt, und die Leute weitergeleitet. El Kassar erinnerte an das Schicksal der acht Millionen Binnenflüchtlinge in Syrien, denen es sehr schlecht gehe. Sie würden von Oussm International in Krankenhäusern kostenlos behandelt.
"Was in Syrien zerstört ist, braucht Jahre, bis es wieder aufgebaut ist", sagte der Arzt. Damaskus und seine westlichen Vororte litten unter Wasserknappheit, weil die traditionellen Wasserquellen bei Kämpfen zerstört worden seien. "Das Ökosystem wird dadurch gestört", so El Kassar. Den rund fünf Millionen Einwohnern drohten dadurch Epidemien wie Cholera, Hepatisis oder Typhus. "Die Welt muss schnell reagieren."

Hilfe für traumatisierte Menschen

El Kassar erwartet, dass sich das syrische Volk mit Präsident Assad nicht mehr zufrieden geben werde. Er glaube nicht, dass das System genauso weiterbestehen werde wie vor dem Krieg. Für 2017 hoffe er, dass in Syrien zumindest weniger bombardiert und zerstört werde.
"Putin hat etwas erreicht auf seine Art und Weise", erklärte El Kassar. "Wir hoffen, dass wir irgendwann von Frieden in Syrien erfahren." Dann müsse mit dem Wiederaufbau begonnen werden. "Wir in unserer Organisation Oussm International rechnen damit, dass wir noch 30 Jahre Arbeit haben für Syrien." Dabei gehe es nicht nur darum, Verletzte zu versorgen, sondern auch traumatisierte Menschen in Syrien psychologisch zu behandeln. Andernfalls könnten sie für Syrien, aber auch anderswo in der Welt zu einer neuen Gefahr werden.
Mehr zum Thema